Engpass in Tschechien:Eier-Tourismus nach Deutschland

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Eine EU-Richtlinie sorgt in Tschechien für einen Eier-Engpass und explodierende Preise. Da das in der vorösterlichen Zeit besonders ärgerlich ist, stocken viele Tschechen ihre Eiervorräte in den grenznahmen Städten Bayerns auf - mit gravierenden Folgen.

Verena Hölzl

Die Menschen wollen Eier von glücklichen Hühnern. Das hat sich auch bis zur EU-Kommission herumgesprochen. Deshalb müssen seit dem 1. Januar 2012 alle europäischen Stallhühner in artgerechteren Käfigen sitzen als bisher. Mit der Folge, dass in Tschechien die Eierpreise explodieren und im Nachbarland Bayern gemunkelt wird: Es könnte womöglich einen Ostereier-Engpass geben. Aber der Reihe nach.

Das Verbot der Käfighaltung von Hühnern macht einigen EU-Ländern Probleme - und treibt die Eierpreise nach oben. (Foto: dpa)

Tschechien importiert einen Großteil seiner Eier aus Polen, wo den Legebetrieben die Umstellung der Hühnerhaltung gemäß der EU-Richtlinie viel Geld gekostet hat. Manchen Lieferanten ist die Umstellung außerdem noch nicht geglückt. Sie fallen damit für den Eierexport nach Tschechien weg. "Die Nachfrage nach Eiern ist deshalb größer als das Angebot", sagt Karla Zajickova von der Niederlassung der Industrie- und Handelskammer in Pilsen. Die Preise seien in den letzten drei Monaten um bis zu 80 Prozent gestiegen.

Möglicherweise wird deshalb der Einkaufstourismus von Tschechen in die bayerischen Grenzgebiete noch zunehmen. Wie ein Lauffeuer hat sich zumindest in den Medien die Geschichte einer unbekannten Tschechin verbreitet, die in Cham Eier für das halbe Dorf gekauft haben soll.

Bernd Ohlmann vom bayerischen Einzelhandelsverband warnt vor Panik: "Die Ansässigen in den Grenzregionen müssen auch dieses Jahr nicht um ihre Ostereier kämpfen." Deutschland hat gemeinsam mit Österreich bereits vor dem EU-Termin die Stallbedingungen für Legehennen geändert.

Wer sich für die deutschen Eierlieferanten nun allerdings Vorteile erhofft, dem sei gesagt: Der Eierpreis ist großenteils an längerfristige Verträge mit Handelsketten gebunden. Und was die Zukunft betrifft, so plant die tschechische Agrarkammer einen "Ausbau der Produktion im eigenen Land", so deren Präsident Jan Veleba.

Und EU hin oder her: So kurz vor Ostern haben Eier nun einmal Hochkonjunktur. In den Regalen der Supermärkte - und in den Medien. Demnächst wird eine Sau durchs Dorf getrieben: Die EU plant nämlich, sich auch die Haltungsbedingungen in der Schweinezucht vorzuknöpfen.

© SZ vom 14.03.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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