Engelmannsreuth:US-Kampfjet stürzt in Waldstück

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Nach dem Absturz war lange unklar, wie gefährlich die Ladung der F-16 war. Deshalb zogen die Einsatzkräfte Schutzanzüge an. (Foto: Nicolas Armer)

Der Pilot kann sich retten, an Bord war nur Übungsmunition. Das Kompetenzgerangel der Behörden löst Verwirrung aus

Augenzeugen haben noch beobachtet, wie am Dienstagvormittag sechs US-Kampfjets über einem Waldstück bei Engelmannsreuth im Landkreis Neustadt an der Waldnaab kreisten. Dann stürzte einer in den Wald, möglicherweise wegen eines Motorschadens, und glücklicherweise mehrere hundert Meter entfernt von den Dörfern der Umgebung. Der Pilot des Düsenfliegers konnte sich mit einem Fallschirm retten, er wurde nur leicht verletzt. Ein Anwohner fand ihn und alarmierte die Rettungskräfte. Das Flugzeug, eine F-16, war am Morgen vom Stützpunkt Spangdahlem in Rheinland-Pfalz zu einem Übungsflug aufgebrochen. Es stürzte genau an der Grenze zwischen der Oberpfalz und Oberfranken ab. Im Laufe des Tages waren deshalb unterschiedliche Behörden für die Aufarbeitung zuständig.

Bis zu 400 Feuerwehrleute waren in dem Waldgebiet im Einsatz, aber zunächst nur damit beschäftigt, die Unglücksstelle abzusichern. Auch der Radius des abgesicherten Gebietes veränderte sich ständig, weil es unterschiedliche Meldungen darüber gab, wie gefährlich die Ladung des Kampfjets tatsächlich war. Wie sich im Laufe des Tages herausstellte, handelte es sich um sechs Übungsbomben, die zum Großteil aus Zement sowie einem Zünder bestehen. Sie explodieren nicht, sondern erzeugen nur starken Rauch. Diese sechs Bomben sowie zwei Kerosintanks hatte der Pilot kurz vor dem Absturz über dem Waldgebiet abgeworfen. Wegen des Kerosins und des Raketentreibstoffs Hydrazin, der an Bord war, bestand aber trotzdem noch Explosionsgefahr. Die abgeworfenen Tanks mussten erst geortet und der Treibstoff im Flugzeug abgesaugt werden. Das funktionierte allerdings wegen der extremen Hitze nicht ohne Gefahr. Man habe den Rauch deshalb zunächst "aus sicherer Entfernung beobachten müssen", sagte eine Feuerwehr-Sprecherin. Die Absturzstelle wurde derweil von Helikoptern aus der Luft beobachtet. Ein anderer Feuerwehrmann sprach von einem "Trümmerfeld vor Ort". Zwar könne man Rauchschwaden erkennen, ein offenes Feuer musste aber nicht gelöscht werden. Darauf sei man aber vorbereitet. Landwirte stellten vorsorglich Wasserbehälter zur Verfügung.

Wohl auch, weil die Trümmer der Maschine weit verstreut in dem Waldstück an der Bezirksgrenze herumlagen, war zeitweise der Landkreis Bayreuth und manchmal der Landkreis Neustadt an der Waldnaab für den Einsatz zuständig. Erst nach mehreren Stunden entschied das bayerische Innenministerium: Federführend zuständig sind die Einsatzkräfte aus Oberfranken, nicht der Oberpfalz. Den Katastrophenfall riefen die beiden Ämter nicht aus, Großalarm schon. Die Feuerwehr hatte zunächst 100 Meter um den Einsatzort gesperrt, diesen Radius aber wenig später auf 250 Meter und dann auf 600 Meter erweitert. Zwei Schaulustige bahnten sich trotzdem einen Weg durch den Wald, sie erlitten leichte Rauchgasvergiftungen

Wie das US-Militär mitteilte, gehörte die Maschine dem 480. Kampfgeschwader an. Die Linkspartei übte wegen des Absturzes scharfe Kritik an den Übungsflügen. Diese Flüge gefährdeten "das Leben der Menschen", erklärte Landessprecherin Eva Bulling-Schröter. Sie forderte die Staatsregierung auf, ein Verbot für Trainingsflüge durchzusetzen.

© SZ vom 12.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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