EM-Sicherheitskonzept:Bayerns Polizisten patrouillieren in Österreich

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Während der Fußball-Europameisterschaft entsendet der Freistaat 515 Beamte, die sogar Waffen tragen dürfen.

Angelika Slavik und Manfred Hummel

Wenn am 16. Juni die Fußballnationalmannschaften aus Deutschland und Österreich gegeneinander antreten, werden die Nachbarländer zumindest außerhalb des Spielfelds miteinander kooperieren.

Bald auch in Österreich im Einsatz: die bayerische Polizei (Foto: Foto: dpa)

Denn während der Fußball-EM, die vom 7. bis 29.Juni stattfindet, werden Polizisten aus Bayern in Österreich im Einsatz sein. Insgesamt entsendet der Freistaat 515 Beamte in die Nachbarrepublik.

"Es ist selbstverständlich, dass die Bayerische Polizei die österreichischen Kollegen bei diesem Großereignis unterstützt", sagte Innenminister Joachim Herrmann am Montag anlässlich des Besuchs seines österreichischen Amtskollegen Günther Platter in München.

Platter sagte, man nehme sich das deutsche Sicherheitskonzept während der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 zum Vorbild. Während ihres Einsatzes in Österreich hätten die bayerischen Polizisten die gleichen Rechte wie die österreichischen Kollegen. "Sie tragen eine Waffe und haben volle Hoheitsbefugnis", sagte Platter.

Möglich sei das aufgrund eines Abkommens, das Bayern bereits vor zehn Jahren mit Österreich geschlossen hat. Das macht es bayerischen und österreichischen Polizisten möglich, Verdächtige auch über die Staatsgrenzen hinaus zu verfolgen und festzunehmen. Zudem tauschen beide Länder Daten über DNA-Spuren und Fingerabdrücke aus. Die Vereinbarung sei wegweisend für die Sicherheitspolitik in Europa, sagte Herrmann. Schließlich "überschreiten die Ganoven beliebig die Grenze", länderübergreifende Kooperationen bei der Kriminalitätsbekämpfung seien deshalb unerlässlich.

Während der EM will Bayern auf den Verkehrsverbindungen nach Österreich zudem verstärkt Kontrollen vornehmen. Gewaltbereite Hooligans sollen so bereits an der Einreise nach Österreich gehindert werden. "Es gibt einige wenige gewaltbereite Leute aus unserem Land, die wollen wir unseren Nachbarn nicht zumuten", sagte der Innenminister. Eine rechtliche Grundlage, aktenkundigen Tätern die Ausreise zu verweigern, gebe es allerdings nicht: "Wer aber zwischen Hof und Rosenheim schon fünfmal kontrolliert wird, dem vergeht vielleicht die Lust auf den Ausflug", sagte Herrmann.

Bayerns Polizeipräsident Waldemar Kindler meinte, bei begründetem Verdacht sei es auch möglich, Unruhestifter mit Meldeauflagen oder Stadionverboten von den Austragungsstätten fernzuhalten.

Jets und Sanitäter

Bayerisch-österreichische Kooperationen wird es während der Fußball-Europameisterschaft auch bei den Rettungskräften geben: Das Rote Kreuz wird täglich mit bis zu 220 Helfern und 85 Fahrzeugen in Österreich im Einsatz sein.

Sogar die Bundesluftwaffe gewährt Unterstützung. Sie überwacht mit Radargeräten den Luftraum rund um die Spielorte, in dem der Flugverkehr eingeschränkt wird. Auf dem Fliegerhorst Neuburg an der Donau wird außerdem speziell für die Zeit der Europameisterschaft eine eigene Rotte aus F4F-Phantom-Jägern gebildet.

Wie viele Flugzeuge es insgesamt sein werden, wollte Hartmut Beilmann, Sprecher der Luftwaffe, nicht näher ausführen, um potentiellen Attentätern nicht zu viel zu verraten. Die Zahl der Maschinen hänge von der jeweiligen "Bedrohungsanalyse" ab. Sehen die im Verbund arbeitenden nationalen Operationszentralen eine erhöhte Gefahr, patrouillieren die Jets im Luftraum entlang der Grenzen.

"Die Maschinen operieren aber nur über deutschem Hoheitsgebiet", betonte der Sprecher. Die Zuständigkeit für den eigenen Luftraum liege bei den jeweiligen Regierungen. Bei Spielen in Salzburg und Innsbruck sowie Spielen in Basel und Zürich in der Schweiz gelte für die Piloten in Bayern erhöhte Einsatzbereitschaft, werde die Überwachung intensiviert.

Bereits während der Fußballweltmeisterschaft 2006 und des Papstbesuchs in Bayern waren die Neuburger "Luftpolizisten" in Bereitschaft. Rund um die Uhr standen zwei Maschinen aufgetankt und mit scharfer Munition in den Hangars. Im Alarmfall sind die Phantoms in 15 Minuten in der Luft und können in wenigen Minuten an der Grenze sein.

Für das Jagdgeschwader 74 in Neuburg an der Donau wird es der letzte Einsatz mit Phantoms sein. Der veraltete Flugzeugtyp wird außer Dienst gestellt. Die auf dem bayerischen Fliegerhorst stationierte Nato-Alarm-Rotte wird künftig ausschließlich mit den neuen Eurofightern fliegen.

© SZ vom 27.05.2008 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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