Döner-Mordserie:Polizei vergrault Tippgeber

Lesezeit: 1 min

Weil die Nürnberger Kripo die Bedingungen eines wichtigen Informanten nicht akzeptieren wollte, soll dieser den Kontakt zur Polizei abgebrochen haben. Auch die Tatwaffe der Döner-Mordserie bleibt weiter verschollen.

Ein weiterer Versuch zur Aufklärung der sogenannten Döner-Mordserie ist offenbar gescheitert. Ein wichtiger Informant aus dem Milieu türkischer Nationalisten habe den Kontakt zur Sonderkommission der Nürnberger Kripo abgebrochen, meldet der Spiegel. Der Mann hätte die Ermittler zur möglichen Mordwaffe führen sollen, einer tschechischen Pistole des Typs Ceska 83, die in einer Schweizer Villa in der Nähe des Bodensees vermutet werde. Bei einer der bislang längsten nicht aufgeklärten Mordserien in Deutschland waren von 2000 bis 2006 acht Türken und ein Grieche in ihren Kleinbetrieben ermordet worden.

Bei der sogenannten Döner-Mordserie waren zwischen 2000 und 2006 acht Türken und ein Grieche durch Schüsse ins Gesicht ermordet worden. Die Mordwaffe der Marke Ceska mit dem Kaliber 7,65 mm, im Bild ein baugleiches Modell, war lange die einzige Verbindung zu allen Taten. (Foto: dpa)

Die Nürnberger Ermittler wollten jedoch laut dem Nachrichtenmagazin die Bedingungen des vorbestraften Informanten nicht akzeptieren. Er soll 40.000 Euro und die Aussetzung einer zweijährigen Gefängnisstrafe zur Bewährung verlangt haben. Letzteres sollen die Ermittler abgelehnt haben. Sie wollten den Mann laut Bericht dazu überreden, die Waffe selbst zu holen und über die Grenze nach Deutschland zu bringen. Die Staatsanwaltschaft Nürnberg bestätigte dem Magazin, dass es Verhandlungen mit dem V-Mann gegeben hatte, erklärte jedoch, eine Einflussnahme auf Gerichte komme nicht in Frage.

Die Pistole der Marke Ceska mit dem Kaliber 7,65 mm war über Jahre die einzige Verbindung zu allen Taten. Die Ermittler glauben, dass sie zu einer Lieferung von 24 Pistolen desselben Typs gehörte, die 1993 von dem tschechischen Hersteller an einen Schweizer Waffenimporteur verschickt wurde. Drei der Tatorte waren in Nürnberg, ein Opfer starb in München. Zuletzt wurde im April 2006 der 21 Jahre alte Betreiber eines Internetcafés in Kassel erschossen. Die Taten wurden als "Döner-Morde" bekannt, da es sich bei allen Opfern um Kleinunternehmer wie Gemüsehändler oder Dönerverkäufer handelte.

© SZ vom 22.08.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: