Dobrindt im Interview:"Ich kann laut reden und ruhig zuhören"

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Schützenkönig folgt Baron: CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt über sein Profil, seinen Vorgänger Guttenberg, die Partei und seine Europaskepsis.

Katja Auer

Der Bundestagsabgeordnete Alexander Dobrindt aus Oberbayern ist neuer CSU-Generalsekretär. Er verbreitet weniger Glamour als der Adelige Karl-Theodor zu Guttenberg, der nach nur hundert Tagen im Amt Bundeswirtschaftsminister wurde. Dobrindt, 38, ist Schützenkönig und charakterisiert sich als traditionsverbunden.

Der traditionsverbundene Alexander Dobrindt folgt als CSU-Generalsekretär dem Adelige Karl-Theodor zu Guttenberg (Foto: Foto: dpa)

SZ: Herr Dobrindt, Sie treten zu einem schlechten Zeitpunkt an: Die CSU ist durch den Rücktritt von Michael Glos angeschlagen und es ist Wahljahr.

Dobrindt: Im Gegenteil, es ist eine gute Zeit. Wir haben zwei schwierige Tage hinter uns, aber trotzdem eine hervorragende Lösung erreicht. Ich glaube, dass wir bewiesen haben, dass wir auch in nicht einfachen Zeiten handlungsfähig sind. Außerdem wurde doch lange in der CSU der Generationswechsel gefordert. Jetzt ist er vollzogen.

SZ: Mit großem Schaden für die CSU.

Dobrindt: Nein, sondern mit großen Chancen. Ich stelle fest, dass die Menschen ausgesprochen positiv reagieren, auf junge Gesichter, auf neue Ideen und insgesamt auf eine CSU, die sich auf den gesellschaftlichen Wandel einstellt.

SZ: Markus Söder war als Generalsekretär der Wadlbeißer, Guttenberg gab den eloquenten Gentleman. Wie ist Ihr Profil?

Dobrindt: Ich kann laut reden aber auch ruhig zuhören. Die Mischung macht es aus. Man muss den Gegner nicht in der ersten Runde niederringen, aber deutlich werden, wenn es nötig ist. Das ist ein Politikstil, der in dieser Zeit angebracht ist.

SZ: Sind Sie der Kontrast zu Guttenberg? Schützenkönig folgt Baron?

Dobrindt: Jeder hat seine eigenen Akzente und Erfahrungen. Das hat nichts mit bewusstem Kontrast zu tun. Entscheidend ist, in der Mitte der Gesellschaft zu stehen. Ich lege viel Wert auf Traditionen, auf das, was Menschen alltäglich bewegt.

SZ: Sie haben eine Stellvertreterin bekommen. Können Sie es nicht alleine?

Dobrindt: Wenn ich mir etwas wünschen hätte dürfen, dann eine stellvertretende Generalsekretärin.

SZ: Ja, ja . ..

Dobrindt: Wirklich, denn es ist in der jetzigen Situation wichtig, dass wir in der Lage sind, verschiedenste Gruppen anzusprechen. Dorothee Bär und ich sind ganz unterschiedliche Persönlichkeiten, das macht gerade den Charme der Aufstellung aus. Ihr junges Alter und die Kombination aus Beruf und Familie sind nicht selbstverständlich für die CSU.

SZ: Sie sind beide jung. Ein Risiko? Immerhin sind ihre Wähler und Mitglieder eher über 60 als unter 40.

Dobrindt: Den Zuspruch für die Verjüngung der CSU bekommen wir aus allen Altersschichten. Wenn wir das kombinieren mit einer modernen inhaltlichen Aufstellung der Partei, die den gesellschaftlichen Prozessen entspricht, dann schaffen wir etwas, was bisher keine andere Partei in Deutschland geschafft hat.

SZ: Sie gelten als Europaskeptiker.

Dobrindt: Ich glaube, dass wir in den letzten Jahrzehnten mit der Europäischen Union etwas Einzigartiges geschaffen haben, das für einen Großteil der Menschen Sicherheit und Wohlstand bietet. Aber es tut sich eine Reihe von Fragen auf. Wo sich dieses Europa hinbewegt, inhaltlich und geographisch. Diese Fragen sehen die Menschen als unbeantwortet. Das hat dazu geführt, dass ich den Lissabon-Vertrag abgelehnt habe, weil er nicht genügend Antworten bietet. Wir werden sicher keinen Anti-Europa-Wahlkampf führen, aber einen, in dem wir Antworten einfordern.

SZ: Haben Sie Angst vor der Fünf-Prozent-Hürde?

Dobrindt: Nein, die Menschen werden sich gut überlegen, dass nur die CSU Bayern mit bayerischen Abgeordneten in Europa vertreten kann. Und die Freien Wähler sollen den Menschen reinen Wein einschenken und erklären, wo dann auf ihrer bundesweiten Liste die bayerischen Kandidaten zu finden sind.

SZ: Sie gehörten zu jenen Jungen, die bis zum Schluss zu Edmund Stoiber hielten. Sind Sie immer noch Stoiberianer?

Dobrindt: Edmund Stoiber ist einer der ganz Großen in der modernen Politik und einer der ganz Großen in der CSU. Ich glaube, dass die Partei und viele Menschen ihm sehr viel zu verdanken haben. Weil er durch sein Engagement maßgeblich zum Wohlstand in Bayern beigetragen hat. Ich bin sehr dafür, dass den Leuten die Anerkennung zukommt, die ihnen gebührt.

SZ: Sollte er wieder mehr Einfluss in der CSU nehmen?

Dobrindt: Edmund Stoiber hat für sich eine gute Rolle gefunden. Es ist gut, dass er sich der Partei als Ratgeber zur Verfügung stellt.

© SZ vom 12.02.2009/woja - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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