Diese Woche:Held der Woche

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Michael Busch ist ein nüchterner Mensch, Kommunalpolitiker seit 30 Jahren, da gerät man nicht so leicht aus dem Häuschen. Was ihm aber seit zwei Wochen widerfährt, dafür findet der Landrat von Coburg genau drei Worte, zu denen er sich einzeln vortastet: "Es ist Wahnsinn."

Einfach überwältigt sei er von der Resonanz auf ein SZ-Interview, in dem er über einen Strafbefehl gegen sich selbst berichtet hatte. Busch hat 5000 Euro aus der eigenen Tasche bezahlt, nachdem er veranlasst hatte, Erdhaufen auf einer Zufahrtsstraße zu einer Wiese im Coburger Land zu platzieren. Wegen der braunen Haufen hatte die NPD ihren Bundesparteitag absagen müssen. Nachdem Busch bezahlt hatte, stellte die Staatsanwaltschaft ihre Ermittlungen wegen Nötigung ein. Dass es ihm extrem schwer gefallen sei, das Geld zu bezahlen, hatte der Landrat im Interview geäußert. Und ihm dies umso schwerer falle, weil er der Ansicht sei, nichts falsch gemacht zu haben: Immerhin habe der Erdaushub auf Schadstoffe untersucht werden müssen, und das Geld dafür sei längt eingestellt gewesen. Trotzdem habe er bezahlt, um der NPD nicht zu einem Auftritt in einem Gerichtsverfahren zu verhelfen. Was Busch nun fassungslos macht: "Seit dem Interview haben sich Hunderte Spender gemeldet, die mit zum Teil kleinsten Beträgen dafür sorgen wollen, dass die Geldauflage nicht an mir hängen bleibt." Mehr als 2000 Euro sind bisher eingegangen, ohne dass irgendwer dazu aufgerufen hatte. Busch will das Geld nicht für sich behalten, er gibt es weiter an das Projekt "Flüchtlinge willkommen", das sich darum bemüht, "Nazis keinen Nährboden" in Coburg zu bieten. Viele Spenden gehen sogar anonym ein, sagt Busch, "in Kuverts ohne Absender, sodass man nicht mal Quittungen ausstellen kann".

© SZ vom 06.06.2015 / prz - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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