Die Woche:Heldin der Woche

Als die CSU mal auf der Suche nach einer Generalsekretärin war und der Name Dorothee Bär ins Gespräch gebracht wurde, höhnte einer aus der vordersten Führungsriege: "Die Bär? Wir suchen einen Generalsekretär und keine fränkische Weinkönigin." Tiefes, testosterongetränktes Gelächter. Bär hat dann trotzdem Karriere gemacht, obwohl sie sich nie Mühe gegeben hat, dem auch in der eigenen Partei gepflegten Altherrenwitz keine dankbare Oberfläche zu bieten. Inzwischen ist sie Staatssekretärin beim Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur. Warum man sich als CSU-Politikerin in eine Sendung wie das Trash-Talkshow-Format "So! Muncu!" - eine Mischung aus Borderline-Satire, Brüllcontest und betreuter Grenzerfahrung - setzen muss, sei dahingestellt. Gesehen haben die Sendung wohl auch nur wenige, immerhin läuft das Gebrüll auf einem jener Sender, den man gemeinhin um Speicherplatz 28 einstellt.

Weil sich in den sozialen Netzwerken herumgesprochen hat, dass da eine CSU-Politikerin angeblich "ausgerastet" sei, sorgt Bärs Auftritt nun doch noch für Aufregung. Man kann sich die Passage fünfmal anschauen und wird immer noch unsicher sein, ob Bär wirklich kurz die Beherrschung verloren hat ("So ein Schafscheiß!"). Oder das Ganze nur gespielt ist, also als eine Art subversiver Talkkunst-Beitrag Bärs gewertet werden muss. Eindeutig dagegen ist, dass die 38-Jährige mit ihrer Einlage auf zwei Schwadroneure reagiert: Auf einen, der die CSU als "rassistische, offen ausländerfeindliche Partei" bezeichnet, und einen zweiten, der sich offenbar in erster Linie darauf versteht, öde Obszönitäten von sich zu geben. Fränkische Weinkönigin? Würde Bär vermutlich auch noch hinbekommen. Als Prellbock gegen Testosteron-Primaten macht sie sich aber auch nicht schlecht.

© SZ vom 07.01.2017 / prz - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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