Die Hexen haben ein Imageproblem. Sie sind buckelig und haben diese Warze auf der Nase, und ihre Mundhygiene haben sie auch jahrelang vernachlässigt. Und dann die Sache mit dem Knusperhaus, so was von hinterfotzig. Arme verirrte Kinder mit Süßkram anlocken, um sie dann zu mästen und im Ofen zu braten - schlimmer geht's nicht. Im Beliebtheitsranking der Berufsgruppen rangieren die Hexen noch hinter Telekom-Mitarbeitern und Versicherungsvertretern.
Jahrelang haben sich Bibi Blocksberg, die kleine Hexe und Hermine Granger alle Mühe gegeben, gegen das miese Image anzukämpfen. Vergebens. Doch jetzt keimt neue Hoffnung auf, der Waldhexe aus dem Dürnbucher Forst sei dank. Denn ohne ihre Hilfe hätte es schlimm enden können mit dem fünfjährigen Alex, der seiner Mama mit dem Laufrad davongeflitzt war, immer tiefer in den Wald hinein, bis er plötzlich ganz allein war zwischen all den Fichten und Kiefern und sich zu allem Übel auch noch die Dämmerung herabsenkte. Ein Großaufgebot der Polizei suchte nach dem Buben, mit Hubschrauber, Wärmebildkamera und Spürhunden, die ganze Nacht lang.
Völlig übertrieben, die ganze Aufregung, denn Alex hat eine super Nacht verbracht. Wahrscheinlich die beste seines Lebens. Als man ihn am nächsten Morgen fand und ihn fragte, wo er denn gewesen sei, erzählte er: "Eine Hexe hat mir ein Haus mit Kühlschrank gezaubert." Ja, auch Hexen setzen heutzutage auf eine gehobene Ausstattung. Vorbei die Zeiten altmodischer Feueröfen, da hat ja auch ständig der Rauchmelder gepiepst. Das Hexenhaus moderner Prägung verfügt vermutlich über einen Induktionsherd und selbstverständlich über das neueste Kühlgerät, wahrscheinlich so ein silbernes amerikanisches Teil mit Ice Cube Maker.
Man würde das gerne genauer wissen, aber die Dürnbucher Waldhexe hat alle Interviewanfragen abgelehnt.