Die Woche:Helden der Woche

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Rein rechtlich gesehen sind sie alle miteinander ja nur Sachen, so wie ihre insgesamt zwölf Kästen, die nach den ersten Erkenntnissen der Weilheimer Polizei vom vergangenen Mittwoch irgendwann in den sieben Tagen davor verschwunden sein müssen. Aber könnten denn Sachen jemals so fleißig sein wie sie? Wären leblose Roboter überhaupt wirklich fleißig, selbst wenn sie Tag und Nacht an und also pausenlos am Werk wären? Anderseits sind Fleiß und Faulheit sowieso eher menschliche Kategorien und den Bienen vermutlich genauso gleichgültig wie Max Weber, die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus zusammen.

Sie werden also einfach weitermachen, dann eben anderswo, fern den Wiesen und Feldern von Eberfing, wo der Frühling schon da war oder jedenfalls nicht mehr weit und ihre Kästen irgendwo zwischen dem Ort und der nahen Kiesgrube standen. Von dort sind sie verschwunden, und ob sie wirklich 120 000 waren, das wird die Polizei in Weilheim sicher niemals herausfinden, selbst wenn sie irgendwann wen schnappen sollte. Und das mit dem Gesamtwert von 20 000 Euro mag ja auch einigermaßen stimmen, doch den Bienen ist das sicherlich ebenfalls ganz egal, siehe Kapitalismus.

Ihre Diebe waren womöglich selber auch zu mehreren, sie müssen ein größeres Fahrzeug oder einen Anhänger gehabt haben, vermutet die Polizei. Oder sie sind mehrmals gefahren, diese Menschen, fleißig, fleißig. So fleißig aber auch wieder nicht, denn ein paar Kästen sind ja noch da. Die Bienen sind es jedenfalls nicht gewöhnt, dass sie um diese Jahreszeit versetzt werden. Wenigstens haben sie den Winter überlebt, und das schaffen ja nicht alle Artgenossen. Genau deshalb vergreifen sich schon immer Imker an den Völkern der anderen. Irgendwann werden sie auch den Honig holen.

© SZ vom 18.03.2017 / kpf - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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