Die Woche:Held der Woche

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Von Katja Auer

Wenn sich halt einer hauptsächlich mit Exkrementen beschäftigt, sich den Dung in die Bude stopft, zu Mistkugeln formt und darauf durch die Gegend rollert und den Scheiß zu guter Letzt auch noch verzehrt. Da tun sich die meisten Leute einfach schwer, so jemanden liebreizend zu finden oder gar goldig. Geht dem Mistkäfer nicht anders.

Dabei, so formulierte es der stellvertretende Nürnberger Zoodirektor Helmut Mägdefrau, gehört der Mistkäfer zu den Tiergruppen, die für "die Erde wirklich von Bedeutung sind". Die Insekten, die bis zu fünf Zentimeter groß und bis zu drei Jahre alt werden können, räumen nämlich auf. Gäbe es etwa in Afrika keine Mistkäfer mehr, würde die Serengeti in einem halben Jahr im Tierkot ersticken. Das droht Nürnberg nun zwar nicht, aber genau dort soll diese Leistung endlich gewürdigt werden. Im Tiergarten entsteht ein neues Wüstenhaus, in dem, genau, der Mistkäfer die große Attraktion sein soll.

Bisher kommen die Besucher in den Zoo, weil sie süße Tigerbabys sehen wollen oder knuffige Alpenmurmeltiere oder das Rotkopfschaf Rosi, das im vergangenen Jahr irgendwer in ein Münchner Bordell verschleppt hat, aus dem es aber wohlbehalten befreit wurde.

Jetzt also Mistkäfer. Große Exemplare will Mädgefrau anschaffen, damit man sie auch gut erkennen kann. Zwar wird es den einen oder anderen grausen, weil die Käfer auch fliegen können, aber die Tiere sind absolut ungefährlich. Und wer sich absolut nicht von der Kunst des Dungkugelrollens faszinieren lassen will, der sollte trotzdem mal ins Wüstenhaus schauen, wenn es denn im Sommer 2017 eröffnet wird. Dort sollen dann nämlich auch Kurzohr-Rüsselspringer wohnen. Das sind Säugetiere, die in Afrika leben und wie kleine Mäuse aussehen. Sind allerdings keine und haben eben einen kleinen Rüssel. Und sind wirklich süß.

© SZ vom 16.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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