Die Woche:Das war

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Politiker sollten immer auf ihre Wortwahl achten, möchte man wenigstens meinen, bis auf CSU-Generalsekretäre, da gehört es offenbar zur Stellenbeschreibung, dass sie gerade in der Ausdrucksweise nicht besonders anspruchsvoll sind. Finanzminister Markus Söder, der auch schon mal Generalsekretär war, hat seine sprachliche Bandbreite seitdem deutlich erweitert, jüngst ist ihm allerdings ein Versprecher passiert. "Ich hab vor über einem Jahr eine Rede im Deutschen Bundestag gehalten, die mich sehr beeindruckt hat", bekannte er vor den Delegierten der Jungen Union und wer den Mann kennt oder hörte, wie stolz er auf seinen neuen Doppelhaushalt ist, den er in dieser Woche im Landtag präsentierte, der traut ihm einen solch selbstbewussten Satz durchaus zu. In dem Fall allerdings meinte er eine Rede von Arbeitsministerin Andrea Nahles, die ihn beeindruckt habe. Die ist zwar bei der SPD, sagte aber etwas über die steigenden Kosten für Flüchtlinge, ein Thema also, über das auch Söder gerne referiert. Für seinen Versprecher, der womöglich einfach als Freudsche Fehlleistung zu erklären ist, bekam er eine Menge Lacher. Die hätten seiner Kabinettskollegin Melanie Huml womöglich auch besser gefallen, als sie den geplanten Umzug ihres Gesundheitsministeriums nach Nürnberg rechtfertigen sollte. Das tat sie mit der beruhigenden Erklärung, dass es doch nicht in den "tiefsten Bayerischen Wald" gehe, was bei Bewohnern desselben allerdings nicht den kleinsten Lacher auslöste, sondern als gemeine Beleidigung verstanden wurde. Der Freie Wähler-Abgeordnete Alexander Muthmann forderte umgehend eine Entschuldigung.

Huml wiederum erklärte, dass sie nicht eine persönliche Abneigung gegen diesen wunderbaren Landstrich habe ausdrücken wollen, sondern vielmehr ganz objektiv auf die Fahrzeit hinweisen, die nun einmal in den Landkreis Freyung-Grafenau, aus dem Muthmann kommt, doch etwas länger ist als nach Nürnberg. Was stimmt. Und wofür nicht einmal die Staatsregierung etwas kann.

Dafür trifft man dort, im tiefsten Bayerischen Wald, bestimmt sehr viel häufiger als in Nürnberg auf jenen reizenden Vogel, dem in dieser Woche eine besondere Auszeichnung zuteil wurde. Der Waldkauz ist zum Vogel des Jahres gewählt worden. Huuh-hu-huuh, wird er dazu sagen, da sind Versprecher beinahe ausgeschlossen.

© SZ vom 15.10.2016 / kaa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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