Debatte um Konzertsaal in Nürnberg:Das letzte Wort hat Mister No

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Musiker bei der Probe: Sowohl in München als auch in Nürnberg wird über den Bau eines neues Konzertsaals debattiert. (Foto: Stephan Rumpf)

Soll Nürnberg einen Konzertsaal bekommen? Ja, sagen Politiker aus verschiedenen Parteien und demonstrieren damit seltene Harmonie. Nur einer sagt Nein zu dem Projekt: Kämmerer Harald Riedel - und seine Stimme ist entscheidend, auch für die Konzertsaal-Pläne in München.

Von Olaf Przybilla

Wolfgang Heubisch, der Kunstminister von der FDP, will ihn. Und er will ihn wirklich. Markus Söder, der Finanzminister von der CSU, will ihn sogar unter allen denkbaren Umständen. Und Christian Ude, der SPD-Oberbürgermeister von München, würde sehr viel darum geben, wenn er nur eines verwirklicht sähe: einen neuen Konzertsaal für - nein, bitte nicht München. Sondern für Nürnberg.

Diese Geschichte drohte etwas öde zu werden. Denn wenn die beiden zuständigen Minister von CSU und FDP eine Sache wirklich wollen, und wenn der SPD-Rathauschef einer Stadt, die frankenfreundlicher Umtriebe bislang eher nicht verdächtig war, sich sogar an die Spitze der Freunde des Nürnberger Konzertsaals setzt - wer soll denn das Ding dann eigentlich noch verhindern?

Harald Riedel heißt der Mann, ein Nürnberger. Jetzt kann man natürlich sagen: Harald wer, bitte? Und, ja, selbst im nahen Fürth-Poppenreuth dürfte Riedel nicht als very important person auszumachen sein, sollte er dort über die Straße gehen. Trotzdem ist Riedel der Mann, an dessen Veto die Sache Konzertsaal steht und fällt. Respektive: nur fällt.

Man muss sich Harald Riedel als Mann mit hinreißend charmantem Frankenzungenschlag vorstellen. Dieser russische Nussknacker-Komponist zum Beispiel, das wäre für Riedel im Zweifelsfall hald d er Dschaigowsgi, und auch sonst ist Riedel sehr dem Handfesten zugeneigt und nicht so sehr dem Wolkenkuckucksheim.

Kampf gegen den Schuldenstrudel

Riedel ist der Kämmerer der Stadt Nürnberg, 1,2 Milliarden Euro Schulden schleppt diese mit sich rum. Seit 25 Jahren versuche man irgendwie, nicht in diesem Schuldenstrudel unterzugehen, sagt Riedel - und da habe die Stadt für die Schönheiten des Lebens zwar durchaus einen Sinn, selbstverständlich. Aber eben kein Geld.

Und das soll so eine große Sache zu Fall bringen? Man wird prognostizieren müssen: ja. Denn Riedel ist der Mann, den die SPD 2020 ins Rennen schicken könnte, wenn der jetzige OB Ulrich Maly aufhört. An Riedel geht schon jetzt kaum was vorbei in der Stadt.

Sollte der Münchner Konzertsaal also wirklich nur dann kommen, wenn zum Ausgleich auch einer in Nürnberg gebaut wird: Dann sieht es schlecht aus für den Münchner.

© SZ vom 27.05.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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