Das neue bayerische Kabinett:Keine Spur von Zauber

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Während die Opposition kritisiert, dass die neue Regierungsriege schon jetzt alt aussieht, knabbern manche der frischgebackenen Kabinettsmitglieder noch daran, dass andere ihren Traumposten erhalten haben.

Birgit Kruse

Für Emilia Müller kann man nur hoffen, dass dieser Tag für sie kein schlechtes Omen ist. Zur Vereidigung bittet Landtagspräsident Alois Glück die Minister nach vorne, einen nach dem anderen. Keinem scheint aufzufallen, dass ein Name noch nicht gefallen ist: der von Wirtschaftsministerin Müller. Glück hat sie einfach vergessen.

Nicht jeder hat im neuen bayerischen Kabinett seinen Wunschposten erhalten, wohl auch nicht Joachim Herrmann (l) und Markus Söder (Foto: Foto: dpa)

Ihm selbst fällt dieser Lapsus erst auf, als er schon fast alle Staatssekretäre im Halbrund vor den Abgeordneten versammelt hat. Doch Müller trägt es mit Fassung, eilt von ihrem Abgeordnetensitz herbei und reiht sich brav in die Ministerriege ein.

Für die Grünen im Landtag ist diese Szene sicherlich Wasser auf die Mühlen. Erst wenige Minuten zuvor wetterte Fraktionschef Sepp Dürr noch gegen das neue Kabinett des Ministerpräsidenten. "Sie präsentieren ein Kabinett ohne Strahlkraft, das schon verbraucht wirkt, bevor es angefangen hat zu arbeiten", zetert er in Richtung Regierungsbank, auf der an diesem Tag Günther Beckstein noch alleine Platz nehmen musste. Keine Spur von Zauber, der ja nach Herrmann Hesse jedem Anfang innewohne.

Anstatt auszumustern und neue Akzente zu setzen, habe Beckstein lediglich ein wenig in "Edis Resterampe" und "Stoibers Verfügungsmasse" rumgewurstelt und diese "mit ein bisschen Kinderüberraschung aufgehübscht".

Die CSU ficht die Kritik dieser 18-Mann-Opposition nicht an. Während Dürr über Klimaschutz und Bildungschancen spricht, gibt sich die CSU gelangweilt: Thomas Kreuzer tippt SMS in sein Handy, Joachim Herrmann kritzelt mit grünem Filzstift noch die letzten Sätze seiner Rede auf einen Bogen Papier und Beckstein macht sich über den Pressespiegel her.

Um Zuversicht bemüht

Selbst SPD-Fraktionschef Franz Maget runzelt mittlerweile nur noch die Stirn. Hat seine Fraktionsgenossin Johanna Werner-Muggendorfer doch zumindest die Opposition mit einer komödiantischen Rede zum Lachen gebracht. Schon bei der ersten großen Entscheidung habe Beckstein der Mut verlassen und "Demut vor dem Kabinett Stoiber" gezeigt.

Wenn sie an Joachim Herrmann und Markus Söder denke, werde sie das Gefühl nicht los, "dass beide Betroffene nicht unbedingt das bekamen, was sie wollten" - der eine den Fraktionsvorsitz noch bis 2008, der andere das Innenministerium.

Doch Herrmann scheint mit seiner neuen Aufgabe voll zufrieden zu sein. Er spricht schon von einem "Traumjob", den er als Innenminister antreten wird. Und auch Markus Söder versucht an diesem Tag, zuversichtlich zu wirken und den Anschein zu erwecken, er sei mit dem Europaressort absolut zufrieden. Umso länger er darüber nachdenke, sagt er mit einem strahlenden Lächeln im Gesicht, umso zufriedener sei er mit seiner Entscheidung.

Beckstein jedenfalls setzt auf den Franken, ist Söder seiner Meinung nach doch der Mann, "der das Gewicht Bayerns in Berlin stärken" werde.

Um Zuversicht bemüht sich an diesem Tag auch Innenstaatssekretär Georg Schmid. Morgen soll er zum neuen CSU-Fraktionschef gewählt werden. Doch auch wenn er sich alle Mühe gibt, entspannt zu wirken, ist ihm die Enttäuschung anzumerken. Darüber können auch nicht so hehre Worte hinwegtäuschen wie: "In der Politik gehört es dazu, dass man seine Aufgabe erkennt" oder, dass er als Fraktionschef auf "Augenhöhe" mit den Ministern agiere.

Immerhin scheint der Groll, den die Fraktion gegen diese Personalie noch gestern gehegt hat, etwas abzuflauen. Eine Revolution ist jedenfalls nicht mehr in Sicht.

Die Enttäuschung von Schmid kann Beckstein hingegen nicht verstehen. Für ihn ist Schmid "einer der kommunikativsten Leute in der Fraktion" und sein "Frühwarnsystem" für schlechte Stimmung in der Landtags-CSU. Außerdem, so Beckstein weiter, sei kein politisches Amt auf ewig. Stimmt. In weniger als zwölf Monaten sind Landtagswahlen. Und mal sehen, ob sich das Kabinettskarussell dann nicht erneut zu drehen beginnt.

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