CSU vor der Landtagswahl:Mehrheit ohne Mehrheit

Lesezeit: 1 min

Für die CSU sind die 50 Prozent die magische Marke. Doch die Partei kann auch bei einem schlechteren Ergebnis regieren.

Mehrheit ist nicht gleich Mehrheit. Angesichts der Tatsache, dass die CSU seit Wochen in den Meinungsumfragen um die 50-Prozent-Marke herum pendelt, mehren sich intern die Stimmen, die darauf hinweisen, dass auch ein schlechteres Ergebnis für die CSU reichen könnte, weiter alleine zu regieren. Ein heiß umstrittenes Thema: Schließlich warnen andere Christsoziale - allen voran Edmund Stoiber - schwer davor, die "50 plus x" als Ziel in Frage zu stellen. Hänge daran doch das Selbstverständnis, die bundesweite Durchsetzungskraft der Partei - ja der ganze, selbst postulierte "Mythos CSU". Bliebe sie im Herbst unter dieser Marke, wäre die absolute Mehrheit für alle Zeiten unerreichbar.

Rein rechnerisch aber haben die anderen recht, wie ein - selbstverständlich völlig hypothetisches - Beispiel zeigt. Würden am 28. September viele Stimmen an kleine Parteien gehen, die aber alle an der Fünf-Prozent-Hürde scheitern, könnte der CSU sogar ein Ergebnis von grob überschlagen 41,5 Prozent reichen, um 91 der 180 Sitze im Landtag zu ergattern. Dieser Wert ist eine Schätzung, da die Mandate in den sieben Regierungsbezirken getrennt vergeben werden, was leichte Verschiebungen nach sich ziehen kann.

In unserem ersten Beispiel kommen FDP, Linke, Freie Wähler (FW) und Sonstige jeweils auf lediglich 4,5 Prozent. Allerdings lässt sich derzeit kein bayerischer Politiker finden, der daran glaubt, dass es bei einem Drei-Fraktionen-Parlament mit CSU, SPD und Grünen bleiben wird.

In unserem zweiten Beispiel kommen FDP, FW und Linke mit jeweils sechs Prozent in den Landtag, sonstige Parteien erhalten insgesamt drei Prozent der Stimmen. In diesem Fall bräuchte die CSU schon einen deutlich höheren Stimmenanteil für die gleiche Anzahl von Sitzen, nämlich 49,5 Prozent.

Diese massiven Verschiebungen ergeben sich aus der Fünf-Prozent-Hürde. Sie erklärt auch, warum die CSU vor fünf Jahren mit 60,7 Prozent der Stimmen 69 Prozent der Landtagsmandate holte. Rechnete man auch die Wahlbeteiligung hinein, so wären die Verschiebungen noch viel gravierender. Im Jahr 2003 beteiligten sich nur 57,1 Prozent der Wahlberechtigten an der Landtagswahl; zu Hause blieben fast vier Millionen. Sie hätten 7,8 Millionen Stimmen vergeben können - weit mehr als jene 6,2 Millionen, die die CSU damals für sich gewinnen konnte.

© SZ vom 02.08.2008 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: