CSU-Sonderparteitag:Beifall für Beckstein, Buhrufe für Stoiber

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Zu Beginn des CSU-Parteitags haben die Delegierten deutlich gemacht, wem ihre Sympathien gelten: Kurz vor der Wahl Seehofers zum neuen Parteichef wurde Noch-Ministerpräsident Beckstein ein letztes Mal gefeiert und dessen Vorgänger ausgepfiffen.

Mit minutenlangem Beifall für den scheidenden Ministerpräsidenten Günther Beckstein und Buhrufen und Pfiffen für den früheren Regierungschef Edmund Stoiber hat in München der Sonderparteitag der CSU begonnen.

Der designierte Parteivorsitzende und Ministerpräsident Horst Seehofer (r.) und sein Vorvorgänger Edmund Stoiber auf dem CSU-Parteitag. (Foto: Foto: ddp)

Zwar gab es auch einzelnen Applaus aus den Reihen der etwa 1000 Delegierten, doch die Ablehnung des langjährigen Parteichefs und bayerischen Ministerpräsidenten überwog eindeutig. Viele Parteimitglieder machen die Politik Stoibers für den Absturz bei der Landtagswahl mitverantwortlich, manchen gilt er zudem als als Strippenzieher beim Sturz Becksteins.

Auf dem Parteitag wollen die Delegierten den bisherigen Bundesagrarminister Horst Seehofer zum neuen Parteichef wählen. Der strebt nach eigener Aussage kein bestimmtes Ergebnis an.

Jedes Ergebnis sei gut, das zu seiner Wahl führe, sagte er am Rande des Parteitags. Es sei "schon ein schönes Gefühl", vor der Wahl zum Parteichef zu stehen. "Das zeigt, dass man im politischen Leben, wenn's mal schlecht läuft, nicht liegen bleiben darf, sondern aufstehen muss."

"Die CSU ist wieder da"

Seehofer sieht sich vor einer Mammutaufgabe. Vor ihm liege wohl das schwierigste Jahr, das er in seiner politischen Laufbahn zu bewältigen habe, sagte er. "Es geht jetzt Schlag auf Schlag", sagte er mit Blick vor allem auf die Europa- und die Bundestagswahl im kommenden Jahr.

Seehofer will seine Partei wieder zu alter Stärke zurückführen. Er werde alles, was ihm zur Verfügung stehe, einsetzen, "damit wir in naher Zukunft sagen können: Die CSU ist wieder da".

Mit dem Verlauf der gemeinsamen Sitzung des CSU-Vorstands mit den Kreisvorsitzenden sowie den Landtags- und Bundestagsabgeordneten am Freitagabend zeigte er sich sehr zufrieden. Seehofer sprach von "totaler Geschlossenheit" und betonte: "Da ist schon noch Kraft drin, in der CSU."

Der scheidende CSU-Vorsitzende Erwin Huber räumte erneut seine Mitschuld am Debakel der Partei bei der Landtagswahl vor vier Wochen ein. "Ich weiß, dass ich die Erwartungen des Parteitages, der mich in dieses Amt gewählt hat, nicht voll erfüllen konnte", sagte Huber in München.

Huber fordert Selbstkritik

Es habe "Fehler und Unzulänglichkeiten" gegeben. Zugleich wies er auf ein Bündel von Gründen für das CSU-Desaster hin. "Auf dem Konto der Ursachen dieses Wahlergebnisses haben sich viele Kosten aufsummiert."

Der Schwesterpartei CDU warf er vor, falsche politische Signale gesendet zu haben. Wie Seehofer kündigte er einen selbstbewussten Abgrenzungskurs zur Schwesterpartei CDU an. Huber appellierte an die Delegierten, in allen Gremien konsequent und selbstkritisch die Fehler zu analysieren und Konsequenzen zu ziehen.

Der Parteitag wird auch über den Koalitionsvertrag mit der FDP abstimmen. Seehofer soll am Montag im bayerischen Landtag zum Ministerpräsidenten gewählt werden.

Die scheidende CSU-Generalsekretärin Christine Haderthauer forderte ein klares Signal der Geschlossenheit und eine Analyse der Gründe für das Wahldebakel. "Nur dann wird die Krise auch eine Chance sein", sagte sie. Die CSU müsse wieder näher am Menschen und glaubwürdig sein.

© AP/ddp-bay/dpa/gal/plin - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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