CSU:Sehnsucht nach Stoiber

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Ganz ohne Edmund Stoiber scheint es in der CSU nicht zu gehen. Deswegen meldet er sich jetzt auch wieder zu Wort, um über die Lage seiner Partei zu sprechen.

Katja Auer

In den Turbulenzen der vergangenen Tage, als in der CSU keiner mehr wusste, ob er jetzt für oder gegen das Rauchverbot sein soll, da mag sich bei einigen eine leise Sehnsucht nach alten Zeiten geregt haben. Zeiten, in denen Edmund Stoiber als Ministerpräsident und CSU-Chef noch einen klaren Kurs vorgab und es meist nicht notwendig war, eine eigene Meinung zu haben - es galt schließlich die von Edmund Stoiber.

Edmund Stoiber will Anfang April mit der Parteispitze über die Lage der CSU sprechen. (Foto: Foto: AP)

Nun will der seine Partei offenbar wieder auf den rechten Weg bringen. Stoiber hat für den 4. und 5. April seine Teilnahme an der Klausur des CSU-Vorstands in Wildbad Kreuth angekündigt. Zur Lage der Partei will er dort sprechen und niemand in der CSU wird leugnen, das die nicht schon mal besser war.

Ein Sprecher Stoibers bestätigte dessen Teilnahme in Kreuth. Viele Parteifreunde hätten den CSU-Ehrenvorsitzenden gebeten, wieder an einer Sitzung der Parteispitze teilzunehmen. Dieser Bitte wolle er entsprechen. Der Sprecher betonte jedoch, "dass Stoiber insgesamt bei seiner Linie der Zurückhaltung in aktuellen politischen Fragen bleiben werde".

Angesichts dieser Zusage findet es die CSU-Führung uneingeschränkt gut, wenn Stoiber seine reiche Erfahrung mit seinen Nachfolgern teilen will. "Sein Rat ist uns sehr willkommen", sagt Parteichef Erwin Huber am Freitag, ohne zu wissen, ob Stoiber Kritik an der Parteiführung üben werde. Er sei "in gutem Kontakt" mit seinem Vorgänger.

Auch die stellvertretende CSU-Vorsitzende Barbara Stamm kann es nur gutheißen, "wenn uns jeder ein Stück weiterhilft". Stoiber sei schließlich der Ehrenvorsitzende, warum soll er der Partei also nicht weiterhin "begleitend zur Seite stehen".

Es ist offensichtlich, dass die zehntägige peinliche Diskussion um das Rauchverbot und die wenig glamouröse Kommunalwahl ihre Spuren hinterlassen haben. Die Partei will sich nun offenbar disziplinieren, um bis zur Landtagswahl im Herbst verlorenes Vertrauen der Wähler zurückzugewinnen. Ein Landtagsabgeordneter soll dafür plädiert haben, nicht mehr von "Baustellen" zu sprechen, vielmehr solle die CSU-Politik wieder positiv dargestellt werden.

Als "heilsamen Schreck" bezeichnet Stamm die vergangenen Tage, aber nun brauche die Partei wieder Themen, "die die Menschen aufhorchen lassen". Auch CSU-Fraktionschef Georg Schmid will nichts mehr vom Rauchverbot hören. "Die Leute erwarten von uns, dass wir Probleme lösen", sagt er und hebt zum Plädoyer für niedrigere Steuern, gerechte Löhne und eine vernünftige Bildungspolitik an. "Jetzt geht der Blick nach vorne", sagt er und das sei nicht nur der Wille der CSU, "sondern dringende Notwendigkeit".

Wenn Stoiber daran mitwirken wolle, dann könne er das nur begrüßen - schließlich müssten jetzt alle Kräfte gebündelt werden. Wenn Stoiber auch noch ein Rezept mitbringe, wie die CSU ihre absolute Mehrheit verteidigen könne, dann dürfte ihm der Beifall seiner Nachfolger sicher sein.

© SZ vom 15.03.2008/bica - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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