CSU-Oberbayern:Schneider neuer Bezirkschef

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Mit großer Mehrheit hat Kultusminister Siegfried Schneider die Kampfabstimmung gegen Thomas Goppel für sich entschieden. Ministerpräsident Stoiber hatte sich unmittelbar vor der Wahl noch für den Unterlegenen stark gemacht.

Birgit Kruse

Es hat alles nichts geholfen. Obwohl Edmund Stoiber sich in seiner Rede kaum verhohlen für seinen Wissenschaftsminister Thomas Goppel als künftigen Oberbayern-Chef ausgesprochen hat, haben die Delegierten der CSU anders entschieden: Mit 277 zu 163 Stimmen sprachen sie sich in Mühldorf am Inn für den wesentlich jüngeren Kultusminister Siegfried Schneider aus. Das entspricht knapp 63 Prozent.

Siegfried Schneider (Foto: Foto: ddp)

"Die Delegierten wollten, dass es einen Neuanfang und einen Generationenwechsel gibt", sagte Schneider zu seinem Wahlsieg. Und Goppel räumte ein: "Die Partei will einen anderen Schwerpunkt setzten".

Wahlentscheidend waren die Reden der beiden. Denn bis kurz vor der Abstimmung war nicht klar, welcher der beiden Kandidaten das Rennen machen wird. "Die Frische und der Inhaltsreichtum haben entschieden", sagt Bundesminister Horst Seehofer über die Rede von Siegfried Schneider.

Alle wichtigen Themen kamen in der Rede vor

Dieser hatte zuvor von eine "Zäsur" gesprochen und für einen Generationenwechsel in der Partei geworben. Nicht nur die Erfahrenen wolle er künftig in die Parteiarbeit einbinden, sondern auch die Jungen, den Nachwuchs, den die Partei so dringend braucht. "Wir schaffen die Erneuerung", gab er sich selbstbewusst - auch wenn keiner allein Edmund Stoiber ersetzen könne.

Der ganzen Bandbreite der CSU wolle er künftig gerecht werden. "Ich will den Menschen Heimat bieten", sagte er, in Oberbayern und in der CSU.

Außerdem hatte er alle Themen auf seiner To-Do-Liste für die nächsten zwei Jahre, die der Partei wichtig sind: die Bedeutung der Familie, die Aufwertung des ländlichen Raums, die Probleme des Tourismus in Deutschlands Ferienregion Nummer eins, den Ausbau von Krippenplätzen mit der gleichzeitigen Einführung des Betreuungsgeldes. Und: Brauchtum und christliche Werte als die Quelle, aus der die Partei ihre Kraft schöpft.

Doch immerhin gestand er seinem Kabinettskollegen zu: "Er hat eine gute Rede gehalten. Keine Frage". Doch ob es wirklich die Rede war, die über die Wahl entschieden hat, will Thomas Goppel so nicht sehen.

Viele Delegierten sehen das jedoch anders. "Er hat es verschwurbelt", sagte ein CSU-Abgeordneter über Goppels Rede. Andere sprachen von "Klassenunterschieden", die man zwischen beiden feststellen konnte. Und sogar von "rhetorischem Selbstmord" ist die Rede.

"Der Kutscher entscheidet, wo es langgeht"

Goppel hatte in seiner Rede wenig konkret mehrfach von einem Pferdegespann gesprochen, bei dem zwei Pferde an die Spitze nun ausgewechselt werden und ein Gespann bei einer solchen Entscheidung eben schnell aus dem Tritt geraten könne.

Auf dieses Bild hatte ein junger CSU-Abgeordneter nur eine Antwort: "Nicht die Pferde, sondern der Kutscher entscheidet, wo es langgeht."

Für Goppel bedeutet die Wahlniederlage nun, dass er sich aus dem Vorstand der CSU Oberbayern zurückzieht. Denn ein Posten als Stellvertreter komme für ihn, den "dienstältesten" Vize von Alois Glück, nicht in Frage. "Es macht keinen Sinn hinterher zu traben, wenn ich nicht gewählt werde", sagte er, um in seinem Bild zu bleiben.

In Mühldorf sind auch schon Stimmen zu hören, die Goppels Zukunft als Minister in einem Kabinett Beckstein in Frage stellen.

Und was hatte es mit Stoibers vermeintlicher Entscheidungshilfe auf sich? "Es kann auch einem Herrn Stoiber passieren, dass er auf ein falsches Pferd setzt", sagt ein Mitglied der Landtagsfraktion.

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