CSU im Landtagswahlkampf:Die gecoachte Partei

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Mit einer noch nie dagewesenen Kampagne will die CSU im September ihre absolute Mehrheit sichern. Sechs Millionen Euro soll die Wahlschlacht kosten, erklärt Generalsekretärin Haderthauer. Für die Bayern-SPD hat sie nur bissige Sätze übrig.

Birgit Kruse

Die Botschaft der CSU ist nicht zu übersehen. Auf einem Plakat, das sich über drei Stockwerke der Münchner Parteizentrale in der Nymphenburger Straße erstreckt, steht in großen Lettern der Slogan, mit dem die Partei im Landtagswahlkampf überzeugen will.

CSU-Generalsekretärin Christine Haderthauer (Foto: Foto: ddp)

"Stolz auf Bayern" ist darauf zu lesen.

Hinter diesem Plakat erläutert Generalsekretärin Christine Haderthauer in bester Laune, auf was man im Freistaat alles stolz sein darf: Auf Familie und Wachstum, auf Fortschritt und Bildung, auf Sicherheit und Umwelt und - trotz BayernLB-Affäre - auf Bayerns Finanzen. Genauso hätte der Slogan also auch heißen können: "Stolz auf die CSU." Doch das wäre dann vielleicht etwas zu vermessen gewesen.

Dafür erläutert die Generalsekretärin nochmals, dass der Erfolg Bayerns eben schon seit Jahrzehnten eng mit der CSU verknüpft ist - egal ob wirtschaftlich oder sozial. Kein Wunder also, dass die Partei mit diesem Slogan in den Landtagswahlkampf zieht.

Denn für die CSU im Allgemeinen und für Haderthauer im Besonderen steht fest: "Die CSU will und wird die 50 Prozent plus X erreichen". Bayern brauche eine klare Mehrheit, sagt sie.

Um die ist es derzeit nicht gut bestellt. Seit Monaten dümpeln die Werte um die magische Marke. Deshalb scheut die Partei auch in den kommenden Monaten keine Mühen und vor allem keine Kosten, um die 50 Prozent zu erreichen.

Schätzungsweise sechs Millionen Euro wird die Parteizentrale in den Wahlkampf stecken, um das Ruder wieder herumzureißen. Vielleicht auch etwa mehr. Auf jeden Fall mehr als alle anderen Parteien zusammen.

Von den Millionen sollen in einer ersten Phase Plakataktionen und acht Bürgerempfänge in den bayerischen Bezirken finanziert werden, auf denen "Mitglieder, Basis und CSU-Freunde" über sich, also die CSU, diskutieren können. Haderthauer nennt das marketinggerecht "den Boden bereiten" - und zwar für Phase zwei.

Wenn die Botschaft angekommen ist, dass die CSU-Spitze wieder den Dialog mit ihrer Basis sucht, soll das Wahlprogramm geschrieben und auf dem Parteitag im Juli von den Delegierten verabschiedet werden.

Auch das Führungstandem Beckstein und Huber soll im Dauereinsatz um die Wählergunst werben. Mit dem druckfrischen Programm im Gepäck touren sie in der sogenannten Mobilisierungsphase in Bussen durch den Freistaat.

Auch wenn Haderthauer beteuert, Huber habe in diesem Wahlkampf mindestens genauso viele Auftritte wie sein Tandempartner Beckstein - Shootingstar der Kampagne wird der Franke sein. Auf Wahlplakaten wird man nur ihn sehen. Das steht fest. "Wenn ich den Spitzenkandidaten plakatiere", so Haderthauers Erklärung, "dann muss das einer sein."

Damit in den kommenden heißen Monaten auch nichts schiefgehen kann, werden alle Kandidaten - vom Ministerpräsidenten bis zum Listenkandidaten - von Profis gecoacht. Gute Rhetorik, Styling und Typberatung gehören laut Haderthauer ebenso zum Programm wie Tipps beim Aufbau von Wahlständen - eine Idee, die ursprünglich von Haderthauers Vorgänger, dem PR-Strategen und Europaminister Markus Söder stammt und bereits im Kommunalwahlkampf erprobt wurde.

Besondere Unterstützung bekommt Ministerpräsident Günther Beckstein noch vom "Team Bayern". Jedes CSU-Mitglied, das sich bayernweit im Wahlkampf engagieren wolle, könne diesem Team beitreten und "im Einsatz sein", erklärt Haderthauer einen Wahlkampf, der längst begonnen hat.

Das wird allein schon daran sichtbar, wie vehement sie an diesem Vormittag auf die SPD schimpft. Dass sich die Sozialdemokraten im Freistaat bei Umfragen immer im Bereich um die 20-Prozent-Marke bewegen und damit sicherlich nicht die größte Bedrohung für die CSU darstellen, scheint die Generalsekretärin in diesem Moment wenig zu stören.

In Rage bringen sie hingegen die lauten Überlegungen der Opposition, die CSU durch eine Viererkoalition aus SPD, den Grünen, den Freien Wählern und der FDP vom Sockel der Macht zu stoßen.

Für den SPD-Fraktionschef Franz Maget, der sich mit einem Obama-T-Shirt vor dem Weißen Haus in Washington fotografieren lies, hat sie nur ein paar bissige Sätze übrig: "Herr Maget mag sich so viel als Obama ausgeben, wie er will. In Bayern sind die Schwarzen immer noch wir."

Maget lässt der Seitenhieb der CSU-Generalsekretärin indes kalt. Es sei schon richtig, dass die Schwarzen in Bayern die CSU ist. Richtig sei aber auch, "dass die Schwarzen in Bayern sich schwarz ärgern über den Vertrauensverlust bei den Wählern", kontert der SPD-Politiker und fügt hinzu: "Das können sie mit der geplanten Materialschlacht auch nicht wieder wettmachen."

Was die "Materialschlacht" der CSU letztlich bringt, wird sich zeigen. Klar ist jedenfalls - und in diesem Fall wird Maget der CSU wahrscheinlich sogar zustimmen: Die nächste Landtagswahl "wird Bayerns Zukunft entscheiden."

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