CSU:Die Angst der CSU vor der Europawahl

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Wer die Kandidatur der Freien Wähler bei der Europawahl als Klamauk abtut, irrt. Am Ende könnte die CSU eine einfache Provinzpartei sein.

P. Fahrenholz

Auch in der Politik sind markige Reaktionen oft kein Zeichen von Stärke, sondern eher das berühmte Pfeifen im Walde, mit dem die eigene Angst überdeckt werden soll. Und wenn selbst der ansonsten so ziselierte Freiherr zu Guttenberg zu derben Worten greift, muss diese Angst ziemlich groß sein. "Am Rande des Klamauks" sieht zu Guttenberg die Kandidatur der Freien Wähler bei der Europawahl - und liegt damit völlig daneben.

(Foto: Foto: AP)

Denn für die CSU ist es alles andere als ein Spaß, dass sich auch die Freien Wähler beteiligen. Sie könnten nämlich, auch wenn sie selbst vermutlich scheitern werden, die CSU mit in den Abgrund reißen: Durch ihre Kandidatur wächst die Gefahr, dass die CSU an der bundesweiten Fünf-Prozent-Hürde scheitert. Bei der Europawahl muss die CSU diese Hürde aus eigener Kraft überspringen. Dazu wäre ein Stimmenanteil von etwa 40 bis 41 Prozent in Bayern nötig.

Früher hätte man darüber nur herablassend gelächelt, aber seit dem Debakel bei der Landtagswahl ist bei der CSU nichts mehr so wie früher. Mit den 43,4 Prozent, mit denen sich die Partei im September 2008 begnügen musste, befände sie sich bereits in der Gefahrenzone. Zumal auch die Wahlbeteiligung bei der Europawahl eine Rolle spielt. Ist sie in Bayern, das sich am Wahltag in den Pfingstferien befindet, geringer als anderswo, sinkt das Gewicht des bayerischen Stimmenpakets im bundesweiten Vergleich.

Jeder zusätzliche Konkurrent aus dem liberal-konservativen Lager bedeutet mithin eine Gefahr. Die paar Prozentpunkte, die die Freien Wähler auf sich ziehen, könnten am Ende für die CSU zu viel sein. Zumal sie dieses Mal einem regelrechten Zangenangriff ausgesetzt ist. Denn auch der neue Koalitionspartner FDP hofft, vom aktuellen Boom der Liberalen profitieren zu können.

Viele Jahre war die FDP in Bayern praktisch nicht existent, jetzt sitzt sie mit in der Regierung und wird überall hofiert. Die FDP will in einer besonders schmerzhaften CSU-Wunde bohren und den Frust der Franken für sich ausnutzen. Den hat Horst Seehofer mit seinem undurchdachten Hohlmeier-Manöver noch zusätzlich angefacht.

Die Europa-Wahl mag im Reigen der Wahlen die unwichtigste sein. Doch für die CSU ist sie fast so etwas wie eine Schicksalswahl: Sollte sie dort scheitern, wäre sie endgültig nur noch eine Provinzpartei.

© SZ vom 17.02.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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