CSU: Chefs im Internet-Check:Lederhose ohne Laptop

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Erwin Huber und Günther Beckstein reden zwar gerne von der schönen Welt des Hightech - sie selber aber dilettieren in der Steinzeit des Internets.

Birgit Kruse

Wenn Edmund Stoiber das moderne Bayern preisen wolte, dann sprach er gerne von Laptop und Lederhose - von der Symbiose aus Fortschritt und Tradition im Freistaat.

Günther Beckstein (links) und Erwin Huber: Das neue Führungstandem der CSU lebt noch in der Steinzeit des Internet. (Foto: Foto: dpa)

Von Stoibers Erben kann eigentlich erwartet werden, dass sie diese Markenzeichen weiterhin pflegen. Doch bislang halten es Erwin Huber und Günther Beckstein eher mit der Lederhose als mit dem Laptop. Die moderne Technik wird von beiden dann doch lieber beschworen als genutzt.

Zum Beispiel Günther Beckstein. Der künftige Ministerpräsident ist noch nie in der Öffentlichkeit mit einem Laptop gesehen worden. Bekannt ist nur, dass er gerne bei der Terroristenfahndung anderen Menschen in ihre Laptops gucken würde, wenn man ihn nur ließe.

Eine private Homepage, wie sie mittlerweile schon jeder CSU-Kreistagsabgeordnete mit Podcast und aktuellen Pressemitteilungen bestückt, sucht man bei dem designierten Ministerpräsidenten jedoch vergeblich. Zwar spucken bekannte Suchmaschinen bei dem Stichwort "Beckstein" stolze 650.000 Treffer aus - doch einen, der auf eine private Homepage verweisen würde, findet sich nicht. Beckstein hält es als Protestant offenbar mit calvinistischer Enthaltsamkeit.

Wer sich online über den Stoiber-Nachfolger informieren will, der muss sich durch die Website des bayerischen Innenministeriums klicken - um dann lediglich auf einen nüchternen tabellarischen Lebenslauf des Franken zu stoßen. Persönliches oder sogar Privates? Fehlanzeige. Dieser Mann ist offline.

Bei Becksteins Tandem-Partner Erwin Huber sieht es bedauerlicherweise noch schlechter aus. Der Niederbayer, der von Amts wegen für Hightech im Freistaat verantwortlich ist, findet sich zwar unter www.erwin-huber.de im Netz. Doch was der Nutzer da zu sehen bekommt, ist ungefähr so alt, wie die Küche, mit der seine Gattin Helma jahrzehntelang kochen musste.

Wo andere Polit-Größen - wie übrigens auch Edmund Stoiber - ihr privates Leben bis ins kleinste Detail aufdröseln und mit trauten Familienfotos bestücken, finden sich bei Erwin Huber unter der Rubrik "Bilder" gerade mal drei fotografische Dokumente seiner politischen Karriere. Sie haben durchweg die Qualität von Passfots.

Grimmig schaut er auf den Bildern drein. Er präsentiert sich da im dunklen Anzug und der größte Erklärwert der Bilder ist, dass der Mensch Huber im Laufe der Jahre immer weniger Haare auf dem Kopf hat.

Wenn man sich durch die Website klickt, drängt sich der Verdacht auf, dass man als CSU-Chef viel Zeit haben muss. Denn unter dem Stichwort "Termine" steht: nichts. Dafür erfährt man in einem Schriftstück der CSU-Niederbayern, dass Huber ein "Mann der Mitte" und ein "Macher mit Herz" sei.

Immerhin muss es einen getreuen Erwin-Huber-Fan geben, der die Seite ab und an pflegt. Auf der Startseite ist ein Foto zu sehen, auf dem Huber den Nutzer mit frisch renovierten Gebiss anstrahlt.

Aber vielleicht ticken die Uhren in Niederbayern ja etwas langsamer und bei Hubers zu Hause läuft es nach dem Motto: Erst bekommt Helma eine neue Küche - und dann kriegt Erwin eine neue Homepage.

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