CSU-Bundestagskandidaten:Wo die wilden Kerle wählen

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Parteichef Horst Seehofer wollte mehr CSU-Frauen im Bundestag, doch künftig werden es noch weniger sein als bisher.

Kassian Stroh

Knapp sieben Monate vor der Bundestagswahl hat die CSU fast alle ihre Direktkandidaten aufgestellt. Und für Emilia Müller, die Chefin der Frauen-Union, ist das Ergebnis enttäuschend: Gerade mal sechs Frauen sind darunter. Dass sie meist den Kürzeren ziehen, haben die CSU-Frauen schon oft beklagt. Doch diesmal ist die Situation besonders bitter: Denn mit der Wahl wird der Frauenanteil von derzeit nicht einmal 20 Prozent in der CSU-Landesgruppe im Bundestag erneut sinken. Dabei hatte Parteichef Horst Seehofer Anfang Februar bei einem Treffen der Parteispitze unmissverständlich gefordert: Wo noch kein Kandidat nominiert sei, da möge man doch bitte dafür sorgen, dass eine Frau zum Zug komme. Doch durchgesetzt hat er sich damit nicht.

CSU-Chef Horst Seehofer ist mit seinem Vorhaben gescheitert, mehr Frauen für den Bundestag aufzustellen. (Foto: Foto: ddp)

Da die CSU fast alle Wahlkreise direkt gewinnt, ist nicht entscheidend, in welcher Folge die Kandidaten auf der Liste stehen. Sondern wer vor Ort nominiert wird - er hat sein Ticket nach Berlin quasi sicher. Problem eins für die Frauen: Auch in der CSU haben alte Herren den Vortritt. Diesmal ist fast kein einziger amtierender Abgeordneter nicht wieder aufgestellt worden, so er sich beworben hat. Sieben der 45 Wahlkreise aber wurden frei, dort hätten also nach Seehofers Diktum Frauen zum Zuge kommen können. Doch statt mehr Frauen kandidieren für die CSU diesmal sogar weniger - das ist Problem zwei.

Die einzige neue Frau im Reigen der CSU-Direktkandidaten ist die stellvertretende Generalsekretärin Dorothee Bär, die 2002 und 2005 über die Liste in den Bundestag kam. Sie tritt in Bad Kissingen die Nachfolge von Eduard Lintner an. In Regensburg und in Nürnberg hingegen verabschieden sich mit Maria Eichhorn und Renate Blank zwei Frauen - als Kandidaten aufgestellt wurden aber Männer: Peter Aumer und Michael Frieser.

Und in den übrigen vier vakant gewordenen Wahlkreisen (Ingolstadt, München-Land, Schwandorf und Ostallgäu) ersetzen Männer Männer. Besonders pikant ist die Lage in Ingolstadt: Den Wahlkreis vertrat bislang Seehofer in Berlin. Als seinen Nachfolger hat er den Unternehmensberater Reinhard Brandl durchgedrückt - gegen zwei (männliche) Gegenkandidaten. Von einer Frau weit und breit keine Spur in Seehofers Heimatkreis.

"Wenn alle Stricke reißen, muss die Quote her", fordert CSU-Vize Beate Merk ernüchtert. Und auch Emilia Müller hat sich mit diesem Gedanken inzwischen angefreundet. Am Samstag will die Frauen-Union beschließen, dass auf der Liste vier von zehn Kandidaten Frauen sein müssten. Und dass der erste Listenplatz, den nicht ein Direktkandidat inne hat, mit einer Frau besetzt werden soll. Schon tags zuvor trifft sich die CSU-Spitze, um einen Listenvorschlag zu erarbeiten - Müller ist mit dabei. Sie lobt Seehofer für seinen Einsatz: "Er achtet darauf, dass Frauen bei Neubesetzungen genug berücksichtigt werden." Allein: Die CSU vor Ort ziehe nicht mit. Daher will Müller nun auch für die parteiinternen Wahlen von Delegierten eine Quote durchsetzen. Sonst blieben Frauen chancenlos.

Die Nominierung eines CSU-Direktkandidaten steht übrigens nur im Kreis Bamberg noch aus. Dort tritt Thomas Silberhorn wieder an, seine erneute Aufstellung ist unumstritten. Kommenden Samstag wird er gewählt, am Sonntag ist Weltfrauentag.

© SZ vom 4.3.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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