CSU Ansbach:Unter Männern

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Politik ist Männersache im Landkreis Ansbach. Auf der Kreistagsliste der CSU stehen 70 Männer und keine Frau - ,,a komplizierte Sach'', sagt der Kreisvorsitzende.

Uwe Ritzer

Erwin Weinmann, Oberhaupt der 3200-Seelen-Gemeinde Sachsen und CSU-Kreisvorsitzender im Landkreis Ansbach, ist aktiver Sänger im dortigen Bürgermeisterchor. Der schmettert bei seinen Auftritten gerne ein kräftiges "Lobet den Herrn".

Männerchor: Auch in der CSU im Landkreis Ansbach geben Männer den Ton an. (Foto: Foto: dpa)

Wohlgemerkt "den Herrn", nicht "die Frau". Diese Unterscheidung ist wichtig, denn nun zeigt sich, dass die Christsozialen im an Fläche größten Landkreis Bayerns nicht nur gottesfürchtig sind, sondern auch gesellschaftspolitisch im rechten Rahmen.

Deshalb kommen sie auch nicht auf dumme Gedanken, wie zum Beispiel den, dass man für den Kreistag nicht nur Männer, sondern auch die eine oder andere Frau kandidieren lassen könnte.

Alle Ortsverbände schlugen nur Männer vor

Genau das ist jetzt Erwin Weinmanns Problem. Der hatte nämlich alle 49 CSU-Ortsverbände im Kreis gebeten, ihre Kandidaten für die Kreistagswahl vorzuschlagen. 43 folgten bislang dem Aufruf, und manche taten sich dabei sogar zusammen. Alle schlugen ausschließlich Männer vor.

Weshalb Weinmann nun klagt, die Aufstellung der Kreistagsliste sei "a wenig a komplizierte Sach" geworden und er müsse mit den Parteifreunden "unbedingt noch einmal reden". Andererseits müsse man auch gewisses Verständnis aufbringen, "denn die haben alle gedacht, dass Frauen über die Frauen-Union (FU) auf die Liste kommen".

Wie das hätte gehen sollen, kann der CSU-Kreischef aber auch nicht so recht erklären. Denn von den 70 Listenplätzen sind 60 von vornherein für die Ortsverbände reserviert. Die restlichen zehn Plätze besetzt der Kreisvorstand. Susanne Landgraf, die FU-Kreisvorsitzende, beharrt trotzdem tapfer darauf, mindestens 14 weibliche Kandidaten müssten unter den 70 sein.

In der Fränkischen Landeszeitung zeigte sie sich "schockiert und fassungslos" über die Ignoranz der Parteibasis, deren Opfer auch sie selbst wurde. Ihr CSU-Ortsverband Rothenburg ob der Tauber schlug sie nicht vor.

Prinzipiell kompetent und männlich

Nun überlegt Erwin Weinmann, wie er verhindern kann, dass der CSU-Kreisverband Ansbach als ein Haufen vorgestriger Machos und Chauvis zum Gespött wird. Wo man sich doch sonst im kohlrabenschwarzen Landkreis Ansbach blind auf sein Personal verlassen kann.

Zum Beispiel auf Oberbürgermeister wie Christoph Hammer, der 2005 eine SPD-Kandidatin aus einer Bundesstraßen-Fachkonferenz und dem Dinkelsbühler Rathaus warf. Oder auf den ein oder anderen Gastwirt, dem ganz spontan einfällt, dass er sonst zwar für alles mögliche Räume frei hat, nicht aber für eine sozialdemokratische Wahlversammlung.

Da wollte auch Erwin Weinmann nicht nachstehen, dem seit jeher der Ruf einer gewissen politischen Tapsigkeit vorauseilt. Als kürzlich die SPD-Bundestagsabgeordnete Marlene Rupprecht den Kindergarten in Sachsen besichtigen wollte, lehnte Bürgermeister Weinmann brüsk ab.

Wo käme man denn da hin, befand er, die SPD-Frau solle erst einmal ihre kinderpolitische Kompetenz nachweisen. Das war schon peinlich, denn Frau Rupprecht ist Vorsitzende der Kinderkommission des Deutschen Bundestages.

Notgedrungen gab Weinmann nach. Zur Verstärkung nahm er in den Kindergarten vorsichtshalber den örtlichen Abgeordneten Josef Göppel mit. Der ist zwar Umweltpolitiker, aber von der CSU, damit prinzipiell kompetent, und vor allem - ein Mann.

© SZ vom 18.6.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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