CSU: Ärger über Hohlmeier-Kür:"Nur noch grotesk"

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Aus Ärger über die Personalie Monika Hohlmeier und die "grausame Politik" der CSU der letzten Jahre tritt Roland Hollfelder als Kunreuther CSU-Ortschef ab - und spricht über den Frust der Oberfranken.

Olaf Przybilla

Die Proteste gegen den Antritt der Strauß-Tochter Monika Hohlmeier als Europaabgeordnete für Oberfranken reißen nicht ab. Am Dienstag protestierten in Bayreuth sogar CSU-Mitglieder gegen sie. Jetzt ist der CSU-Ortsvorsitzende von Kunreuth (Landkreis Forchheim), Roland Hollfelder, 48, wegen Monika Hohlmeier zurückgetreten - und kündigt weitere Parteiaustritte in Oberfranken an.

Zum Neujahrsempfang der CSU in Bayreuth machten Hohlmeier-Gegner am 6. Januar ihre Meinung auch auf Transparenten deutlich. (Foto: Foto: dpa)

SZ: Sie sind seit zehn Jahren Mitglied in der CSU. Warum jetzt dieser Ärger?

Roland Hollfelder: Weil es jetzt reicht. Diese Partei ist einfach nicht mehr meine Welt. Wenn Sie Ortsvorsitzender der CSU sind, dann müssen Sie die Leute im Straßenwahlkampf von Ihrer Partei überzeugen. Ich kann Ihnen sagen: Das ist mühsam und zeitaufwendig. Aber wie soll ich denn die Leute von meiner Partei überzeugen, wenn ich selbst von der CSU absolut nicht mehr überzeugt bin?

SZ: Was war jetzt das auslösende Moment für Ihren Parteiaustritt?

Hollfelder: Ganz klar die Personalie Monika Hohlmeier. Das ist eine so bodenlose Entscheidung, dass ich unter gar keinen Umständen mehr für diese Politik geradestehen kann und will.

SZ: Wie reagieren die Kollegen?

Hollfelder: Bislang bekomme fast ausschließlich Zustimmung von den anderen Ortsvorsitzenden aus meinem Stimmkreis. Und ich weiß ganz bestimmt, dass in den kommenden Tagen noch weitere Ortsvorsitzende in Oberfranken hinschmeißen - und also den Weg aus der CSU mit mir gemeinsam gehen werden.

SZ: Was frustriert Sie denn so?

Hollfelder: Sorry, aber wir haben in den letzten zwei Jahren eine grausame Politik gemacht. Angefangen beim Stoiber-Rückzieher über die würdelose Beckstein-Demontage und nun gipfelnd in der Hohlmeier-Kür. Das ist unerträglich.

SZ: Aber Frau Hohlmeier wurde doch einstimmig vom Vorstand der Oberfranken-CSU nominiert.

Hollfelder: Ja klar - weil die Funktionsträger der Partei einfach - Entschuldigung! - keinen Arsch mehr in der Hose haben. Weil sich keiner mehr etwas zu sagen traut, wenn es gilt, den Willen des Parteichefs zu erfüllen. Das ist doch das Schlimmste an der ganzen Sache.

SZ: Die neue Ausgabe des CSU-Blattes Oberfranken-Kurier wirbt auf der Titelseite mit dem "neuen Stil" der CSU.

Hollfelder: Das ist nur noch grotesk. Die Kluft zwischen schön reden und richtig handeln wird immer größer. Als Begründung für Hohlmeiers Antritt wurde ja allen Ernstes behauptet, es gebe hier niemanden Geeigneten. Ja, sind wir denn die Vollidioten hier in Oberfranken?

© SZ vom 08.01.2009/gal - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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