Wer ein Konzert besucht, tut das in der Regel aus verschiedenen Gründen. Entweder er will richtig abrocken, laut mitsingen, leis' dahinschwelgen oder aber er sehnt sich danach, dass es insgesamt ein bisserl menschelt. Wer sich nach Letzterem sehnt, ist derzeit bei einem Konzert von Bayerns Vorzeige-Singer-Songwriterin Claudia Koreck richtig. Es menschelt es ohne Unterlass.
Das liegt nicht nur an den sonnendurchfluteten, bairischen "Liadln" der neuen und dritten Platte "menschsein", die sich um die Geburt von Korecks Sohn drehen, um die Liebe zu ihrem Ehemann und Produzenten Gunnar Graewert und ihre gemeinsamen nächtlichen Fressorgien am Kühlschrank. Es liegt auch nicht an der leicht farblosen Band im Hintergrund, die kaum die radiotaugliche Pop-Schiene verlässt. Das Gefühl, das die Fans wollen, kommt von der Frontfrau selbst.
Bayern 3-Maskottchen Koreck, die gerade mit den "Eagles" auf Tour war, leitet jeden Song mit einer neuen Intimität ein und wenn sie sich bei den Eltern fürs Babysitten bedankt, fließen sogar echte Tränen. Sie initiiert ein Geburtstagslied für den Gitarristen, plaudert über Gewichtszunahme und die Heirat am Strand von Hawaii. Ein Eisklotz, wer hier nicht würgt oder seufzt.
Sicher, das ganze Menscheln gehört längst zu Korecks Konzept. Zwar versucht sie immer wieder den Sprung von dem ganzen "G'fui" hin zu einer leichter konsumierbaren Selbstironie, bleibt dabei aber teilweise im Triefigen stecken. Übel nehmen kann man ihr das trotzdem nicht. Koreck gewinnt mit ihrem Spaß bei der Sache und mit ihrer großartigen Stimme, die mit genügend Soul über jedes Tal der Tagebuch-Vertonung hinwegträgt. Auf der gerade sehr geschmeidig dahingleitenden Mundart-Welle nimmt sie ihre Fans mit in ein Stück heile Welt, auf dass sie die Risse darin kurz vergessen. Die Rechnung geht auf: Nichts anderes will Pop-Musik - und manchmal auch der Mensch, der ein Konzert besucht.
Das nächste Konzert findet am 12.10 im Kurhaus Bad Tölz statt.