Bunte Farben, modernes Design:Sessel vor dem Rathaus

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Die gelben Sessel vor der Schweinfurter Kunsthalle. (Foto: Stadt Schweinfurt)

Bamberg und Schweinfurt experimentieren mit Sitzmöbeln

Von Claudia Henzler, Bamberg/Schweinfurt

Auch die Möblierung des öffentlichen Raums ist Moden unterworfen, und da sind knallige Farben und modernes Design im Trend. In Bamberg und Schweinfurt experimentieren die Stadtverwaltungen derzeit mit ausgefallenen Sitzmöbeln. Sie wollen mobile Sessel, Sofas und Liegen aus Kunststoff anschaffen, die sich von den geraden Linien und gedeckten Farben des Stadtbilds abheben.

Gäste der Kunsthalle in Schweinfurt kennen sie schon: Die sehr gelben oder grünen Kugel-Sessel des amerikanischen Designers Karim Rashid. Diese Polyethylen-Teile kommen bei den Besuchern gut an, immer wieder gehen im Museum interessierte Nachfragen ein, wo es die Sitzkugeln denn zu kaufen gibt. Weil die Sessel auch dem Stadtrat gut gefallen, hat der kürzlich nicht nur 10 000 Euro für konventionelle Ruhebänke bereitgestellt, sondern noch mal den gleichen Betrag für die mobilen Sitzgelegenheiten in Gelb und Grün. Los geht es mit einer Testphase. Voraussichtlich Ende Juli sollen sechs Kugel-Sessel und drei Sofas aus derselben Produktreihe auf dem Schillerplatz aufgestellt werden. Wenn sich das wassergefüllte Mobiliar bewährt - und nicht geklaut wird -, soll es bis zur Freiluftsaison im kommenden Jahr auf 20 Sessel und zwölf Sofas erweitert werden. Die werden dann nicht nur auf dem Schillerplatz stehen, sondern mal hier, mal dort zur Rast einladen.

In Bamberg hat die Stadtverwaltung schon vor einigen Tagen zwei sehr auffällige und voluminöse Kunststoff-Objekte aufgestellt. Die kantigen Körper sind etwa drei Meter lang, einfarbig rot und grün und dienen zum Sitzen, Liegen und Rumgammeln. Sie stammen von einem Sitzmöbel ab, das unter dem Namen Enzi für das Wiener Museumsquartier entstand und inzwischen zum Markenzeichen des Kulturareals geworden ist. Die Wiener Architektengruppe PPAG hatte die Outdoor-Möbel 2002 entworfen, als sie vom Museumsquartier beauftragt worden war, Ideen zur Gestaltung des Innenhofs zu liefern. Seitdem hat PPAG die Möbel mehrfach weiterentwickelt und variiert.

Auch in Bamberg handelt es sich zunächst nur um einen Probelauf. Erst im Herbst will der Stadtrat entscheiden, ob er zehn bis fünfzehn Sitz- und Liegeklötze nach dem Wiener Vorbild anschaffen lässt. Momentan wirken die beiden Enzi-Nachfahren etwas verloren auf dem mehr als 3000 Quadratmeter großen Maxplatz, den sie verschönern sollen. In den ersten Testtagen wurden die Kunststoffmöbel aber schon fleißig genutzt. Gleichzeitig waren gemischte Reaktionen zu lesen und zu hören. Der zuständige Bau- und Werksenat des Stadtrats hat deshalb am Mittwoch beschlossen, sich noch nicht auf die "Enzi"-Familie festzulegen, sondern sich noch ein paar Alternativen zeigen zu lassen. Dass Form und Material des Mobiliars stark im Kontrast zur Welterbestadt stehen, was einige als wohltuend, andere als störend empfinden, ist kein Zufall. Der Stadt geht es darum, den bedeutendsten und größten Platz der Stadt spielerisch zu beleben. Der wird regelmäßig als Marktplatz genutzt und als zentraler Veranstaltungsort gebraucht, etwa für die Meisterfeiern der Basketballer, präsentiert sich sonst aber als kahle Kopfsteinpflasterfläche.

© SZ vom 07.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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