Bürgerprotest:Gasöltank macht Vohburgern Sorgen

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Das Gaskraftwerk in Irsching steht gerade in der Diskussion. (Foto: Tobias Hase/dpa)

Nachdem dem Großbrand wächst die Angst vor weiteren Gefahrenquellen

Von Stefanie Huschle, Vohburg

Der Schock sitzt tief bei den Bürgern aus Vohburg, wo zu Beginn des Monats eine Explosion in einer Bayernoil-Raffinerie einen Großbrand ausgelöst hat. Die Anwohner protestieren nun gegen eine weitere Risikoquelle in ihrem Ort: Im Gaskraftwerk des Unternehmens Uniper soll zur Kraftstoffreserve ein Tank mit 100 Millionen Litern Gasöl befüllt werden.

Um sich gegen die Befüllung des Tanks zu wehren, hat ein Bürger aus dem Vohburger Ortsteil Irsching einen Brief an Innenminister Joachim Herrmann geschrieben. Er fordert "im Namen vieler betroffener und besorgter Bürger", dass die Politik seinen Ort vor weiteren Risiken bewahrt. "Wir haben Angst vor der Befüllung dieses Tanks", steht in dem Brief. Um den Tank zu füllen, müssten mehrere Tausend Tanklaster durch den Teil von Irsching fahren, der schon von der Bayernoil-Explosion am stärksten betroffen gewesen sei, schreibt der Verfasser, der in dem Ortsteil wohnt. Er teilt mit, dass die Irschinger Bürger derzeit eine Petition gegen die Erstbefüllung des Tanks erstellen.

Der Vohburger Bürgermeister Martin Schmid lädt am Dienstag, 2. Oktober, zu einer Bürgerversammlung ein, in der auf die Ängste der Bürger eingegangen werden soll. "Die Firmenchefs beider Risikobetriebe werden dort Rede und Antwort stehen", kündigt er an. Auf Anfrage teilt ein Sprecher von Uniper mit: "Selbstverständlich treffen wir intensive Schutzvorkehrungen bei dem Vorgang der Ölspeicherung, so dass zu keinem Zeitpunkt Gefahren für Menschen und Natur entstehen."

Auch die Sicherheitsrisiken durch die Bayernoil-Raffinerie beschäftigen die Bürger weiterhin. Nach der Explosion hatte Bürgermeister Schmid angekündigt, mit Bayernoil zu beraten, ob die acht mit Flüssiggas gefüllten Kugeltanks des Unternehmens unter die Erde verlegt werden könnten. "Inzwischen haben wir ein fachliches Gespräch über die Sicherheitsvorkehrungen der Gastanks geführt", sagt Michael Raue, Geschäftsführer von Bayernoil. Die Gastanks würden bis auf Weiteres über der Erde bleiben.

Die Produktion der Vohburger Raffinerie steht nach dem Brand noch immer still. Die meisten Angestellten sind mit Aufräumarbeiten beschäftigt und prüfen die übrig gebliebenen Anlagen auf ihre Funktionsfähigkeit. Trotz eingeschränkter Produktion könne er sich nicht vorstellen, dass infolge des Unglücks Arbeitsplätze verloren gehen, sagt Raue.

In der Umgebung des Unglücksorts führte die Druckwelle der Explosion zu zahlreichen Beschädigungen von Gebäuden und Fahrzeugen, zum Beispiel an Haustüren und Fenstern. "Bei uns sind bereits knapp 600 Schadensmeldungen eingegangen und es werden noch mehr erwartet", sagt Raue. In vielen Fällen müssten sich die Geschädigten zunächst an ihre Versicherung wenden. Diese fordere dann das Geld von Bayernoil an. Auf die Prämien der Versicherten habe dies keinen Einfluss.

Wie viel die Beseitigung der Schäden kosten wird, kann Raue noch nicht einschätzen. Was sein Unternehmen betrifft, weiß er mehr. "Der Schaden für Bayernoil geht in die Millionen", sagt er. Der gesamte Bürokomplex des Unternehmens ist beschädigt. Viele Angestellte arbeiten derzeit in Containern und Zelten.

Aussagen über die Ursache der Explosion bei Bayernoil können bisher noch nicht getroffen werden. Das Polizeipräsidium Oberbayern rechnet damit, dass einige Monate nötig sein werden, um herauszufinden, wie die Explosion zustande kommen konnte. Bei dem Unglück wurden fünf Personen mittelschwer und elf weitere leicht verletzt.

© SZ vom 20.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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