Brände in Bayern:"Wald wird schnell zu Asche"

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Das Feuer am Thumsee ist gelöscht, aber die Gefahr nicht gebannt. Dass im Frühjahr Wälder brennen, ist kein Zufall, sondern eine Folge des Klimawandels. Denn: Für den Stand der Vegetation ist es einfach zu heiß.

Birgit Lutz-Temsch

Der Großbrand am Thumsee oberhalb von Bad Reichenhall ist gelöscht. Am vergangenen Freitag hatte sich dort ein Feuer selbst entzündet, drei Tage lang kämpften die Feuerwehren gegen die Flammen und gefährliche Glutnester. Auch in Nordbayern hat es gebrannt, bei Tirschenreuth, genauso wie an mehreren Orten in Österreich. Die herrschende Trockenheit hat die Waldbrandgefahr in ganz Bayern auf die vierte von fünf Stufen ansteigen lassen.

Feuer am Thumsee (Foto: Foto: dpa)

"Generell gibt es im Jahresverlauf alljährlich zwei Spitzen in der Waldbrandgefahr", sagt Franz Brosinger, der Leiter des Referats Waldbau im Bayerischen Staatsministerium für Landwirtschaft und Forsten, "die eine liegt tatsächlich schon im Frühjahr, vor dem Vegetationsbeginn. Wenn die Pflanzen noch nicht angetrieben haben, birgt das alte, trockene Gras vom Vorjahr ein Risiko, weil viel Material vorhanden ist, das im Brandfall brennt wie Zunder."

Und in genau diese brenzlige Zeit fallen in diesem Jahr die ungewöhnlich hohen Temperaturen - das und noch andere Faktoren haben die Brandgefahr in den vergangenen Wochen stark ansteigen lassen: "Für die Jahreszeit ist es deutlich zu warm, wir haben schon über einen längeren Zeitraum keine Niederschläge, hinzu kommt ein seit Tagen herrschender trockener Ostwind, der die Böden zusätzlich austrocknet." Ein Nebenaspekt in den Berglagen sei das mangelnde Schmelzwasser.

Tatsächlich stellt, wer derzeit in die Berge geht, eine ungewöhnliche Trockenheit fest: Bäche, die sonst voller Schmelzwasser sind, sind oft nur Rinnsale, der Boden bis in eine Höhe von 1500 Meter staubtrocken. Daraus ergibt sich auch der für die Jahreszeit ungewöhnlich niedrige Wasserstand der bayerischen Seen - der Boden hat kein Wasser mehr, das er abgeben kann.

Zur Entschärfung der Situation tragen auch die Sturmschäden, die Kyrill angerichtet hat, nicht gerade bei: "Es wird seit Wochen intensiv daran gearbeitet, das Sturmwurfholz aus dem Wald zu tranportieren", sagt Brosinger, "im Flachland ist man damit auch schon sehr weit, in den höheren Lagen allerdings, im Fichtelgebirge oder im Frankenwald, ist das noch nicht erledigt." Vor allem die trockenen Kronen der umgestürzten Bäume würden Brände wesentlich schneller ausbreiten lassen.

"Es wird in diesem Jahr wohl große Schäden bei den Forstpflanzen geben", sagt Brosinger. Die jungen Tannen, Ahorne oder Fichten, die alljährlich nachgepflanzt werden, überlebten eine so lange Trockenzeit erfahrungsgemäß nicht, feststellen ließe sich dies aber erst in ein paar Wochen. In der Landwirtschaft seien noch keine Schäden zu vermelden, die Saat verharre derzeit in der sogenannten Trockenruhe. "Sobald es regnet, wachsen die Pflanzen aber weiter", so Brosinger.

Klimawandel unbestreitbar

"Die Klimaveränderung ist nicht mehr zu bestreiten", sagt Brosinger. Was die Waldbrandgefahr angehe, versuche man seit Jahren, besonders gefährdete Waldtypen wie reine Kiefernbestände mit Laubbäumen zu unterpflanzen. "Kiefern sind sehr harzhaltig, brennen leichter, Laubbäume speichern dagegen viel Feuchtigkeit", erklärt er.

Als ein "weiteres Zeichen für den Klimawandel" hat auch der Klimaforscher Mojib Latif vom Leibniz-Institut für Meereswissenschaften an der Universität Kiel die derzeit herrschenden sommerlichen Temperaturen bezeichnet. "Für sich allein betrachtet sind diese warmen Temperaturen nichts Außergewöhnliches. Aber in ihrer Fülle sind die Anzeichen für den Klimawandel nicht mehr zu übersehen", sagte der Klimaforscher. Dazu gehörten der warme Herbst 2006 und der milde vergangene Winter. "Das sind alles Anzeichen für eine globale Erwärmung", sagte Latif.

Um keine neuen Brände zu verursachen, sollten Waldbesucher unbedingt das von März bis Oktober in den Wäldern geltende Rauchverbot befolgen, keine Zigaretten wegwerfen und keine Glasscherben liegenlassen, sagt Brosinger. "Der Wald ist schnell zu Asche gemacht."

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