Bildung:Schulministerium muss G 8 nachbessern

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Der überfrachtete Lehrplan und der doppelte Abiturjahrgang 2011 bereiten beim achtstufigen Gymnasium weiter große Probleme.

Katja Auer

Das von Edmund Stoiber handstreichartig eingeführte achtstufige Gymnasium bereitet der Staatsregierung weiterhin großen Ärger. Knapp drei Jahre nach dem Start fehlt noch immer ein schlüssiges Gesamtkonzept.

Ora et labora - besonders bei überfrachteten Lehrplänen (Foto: Foto: dpa)

So gibt es bislang keine Regelungen wie man die Prüfungen für den doppelten Abiturjahrgang im Jahr 2011 abwickeln soll. Im Kultusministerium gibt es derzeit Überlegungen, das Abitur des letzten G9-Jahrgangs auf den Januar 2011 vorzuziehen.

Ziel sei eine Entzerrung, sagt ein Sprecher des Ministeriums, damit die Prüfungen des ersten G8-Jahrgangs normal im Mai beginnen könnten. Die Kollegstufe würde für die letzten Schüler des neunjährigen Gymnasiums dann mit dem zweiten Halbjahr der elften Klasse beginnen.

Beschlossen ist das aber noch nicht, dennoch sind die Pläne in den Elternbriefen einiger Gymnasien schon nachzulesen.

"Ob die Vorverlegung der Weisheit letzter Schluss ist, sei dahingestellt", sagt Max Schmidt, der Vorsitzende des bayerische Philologenverbandes.

Unstrittig sei jedoch, dass die Abiturprüfungen zweier Jahrgänge parallel nicht bewältigt werden könnten. "Eine Vorverlegung hat nur Sinn, wenn der Anschluss geregelt ist", sagt Thomas Lillig, Vorsitzender der Landeselternvereinigung.

Zwar gebe es einen Kabinettsbeschluss vom Dezember 2006, weitere 38.000 Studienplätze für die betroffenen Jahrgänge zur Verfügung zu stellen und offenbar sei auch das Geld vorhanden - "aber es gibt überhaupt kein Konzept".

Daran arbeitet seit April 2006 eine Arbeitsgruppe von Wissenschafts- und Kultusministerium sowie der Hochschulen. Im Sommer sollen die Vorschläge dem Kabinett vorgelegt werden.

Ungelöste Fragen

Dabei geht es nicht nur um Studienplätze, sondern auch darum, den Beginn von Zivildienst und Bundeswehr für den letzten G9-Jahrgang auf April vorzuziehen. Ob dagegen auch die Unternehmen ihre Einstellungstermine für Auszubildende anpassen werden, ist offen.

Die ungelöste Frage des doppelten Abiturjahrgangs ist nur ein Problem des G8. Dazu kommen ein überfrachteter Lehrplan, zu viele Durchfaller und die besondere Problematik des letzten G9-Jahrgangs.

Diese Schüler, die zurzeit in der neunten Klasse sind, müssen möglichst das Klassenziel erreichen, sonst rutschen sie schlimmstenfalls an die Hauptschule ab. Denn ein Wechsel an das G8 oder die Realschule wird wegen der verschobenen Anforderungen immer schwieriger. Für Max Schmidt liegt die Hauptursache in der zu schnellen Einführung des G8. Das räche sich nun, die Lösung sieht er in mehr Flexibilität.

"Wir müssen 2011 erreichen mit mehr Geld", sagt Schmidt. Zu Beginn seien die Gymnasien schlecht ausgestattet gewesen, die Mittagsbetreuung laufe vielerorts erst an, Lehrer und Räume fehlten. Langfristig würde auch mehr Betreuungspersonal benötigt, damit sich die Lehrer auf ihr "Kerngeschäft" konzentrieren könnten.

Konzept für den Übergang

Wenn man sich von den "starren, übergeordneten Regelungen" lösen würde, kann sich Schmidt sogar eine Nachführklasse für das G9 vorstellen. "Da bricht die Welt nicht zusammen, wenn wir 2012 noch ein Abitur für das G9 schreiben", sagt er. Die Ministerien müssten jetzt ihre Handlungsfähigkeit unter Beweis stellen, fordert Elternvertreter Lillig.

Zu Beginn des kommenden Schuljahres müsse endlich ein Konzept für den Übergang vorliegen. Gerhard Waschler (CSU), Vorsitzender des Landtags-Bildungsausschusses, verteidigt die rasche Einführung des G8. Dadurch hätten die Schüler einen Vorteil gegenüber Abiturienten anderer Bundesländer. Wenn 2011 der doppelte Jahrgang aus Bayern abschließe, seien Plätze an deutschen Universitäten noch verfügbar.

© SZ vom 25. Mai 2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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