Bierschinken:Held der Woche

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Nüchtern betrachtet, ist der Bierschinken nichts als Wurst mit Schinkenstücken. Bier ist keines drin. Schade eigentlich. (Foto: dpa)

Bierernst erklärt der oberfränkische Abgeordnete Klaus Adelt, die Staatsregierung stehe in der Pflicht, Bierschinken ohne Bier als solchen zu kennzeichnen

Der Bierschinken zählt zweifellos zu den beliebteren Wurstsorten. Und wie es sich hierzulande für ein Nahrungsmittel geziemt, sind seine Zutaten im "Deutschen Lebensmittelbuch" unter der Leitsatznummer 2.224.1 stocknüchtern festgelegt: Die Grundmasse des Bierschinkens besteht demnach aus Rind- und Schweinefleisch (sehnen- und fettgewebsarm), aus Rindfleisch (grob entsehnt) und etwas Speck, dazu kommen verschiedene Gewürze. In dieses Brät werden dann "kirsch- bis walnussgroße" Schinkenstücke versenkt. Sofern es sich bei der Einlage nicht um Schinken vom Schwein handelt, muss die Tierart natürlich angegeben werden.

Von Bier ist in der Zutatenliste nichts zu lesen, was nicht weiter schlimm ist: Andernfalls müsste man sich über Jägerschnitzel und Bauernschmaus wohl auch seine Gedanken machen. Nein: Der Bierschinken trägt seinen Namen, weil er als Brotzeit so gut mit Bier harmoniert - und die bayerische SPD sonst keinen PR-Coup feiern könnte. "SPD fordert alkoholfreien Bierschinken" lautete diese Woche eine Pressemitteilung. Bierernst erklärt der oberfränkische Abgeordnete Klaus Adelt, die Staatsregierung stehe im Sinne einer verbraucherfreundlichen Politik in der Pflicht, Bierschinken ohne Bier als solchen zu kennzeichnen. Auch die Sicherheit im Straßenverkehr würde dadurch gestärkt: "Es darf nicht sein, dass Autofahrer aus Versehen zu ihrem alkoholfreien Bier alkoholhaltigen Bierschinken konsumieren und damit sich selbst und andere Verkehrsteilnehmer in Gefahr bringen."

Verschickt wurde die Meldung am Mittwoch, was manche Journalisten tatsächlich in Verwirrung stürzte. Die einen vermuteten mit Recht einen Aprilscherz, andere hingegen trauten der SPD eine solche Forderung ohne weiteres zu. Was also tun? Angesichts der generellen Erfolgsaussichten von SPD-Vorschlägen im Landtag fand sich schließlich eine Lösung, wie mit dem alkoholfreien Bierschinken redaktionell im Zweifel umzugehen ist: auch schon wurscht.

© SZ vom 04.04.2015 / wiw - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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