Bierflaschen mit Hitler-Etikett:Braunes Gebräu

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Die italienische Firma verkauft Getränke mit Namen wie "Mein Kampf", "Der Kamerad" oder schlicht "Hitlerbier" - abgefüllt in Flaschen deutscher Brauereien. Die fürchten jetzt um ihren Ruf.

Uwe Ritzer

Peter Kraus klingt zerknirscht. "Für ein paar Kästen Bier würden wir niemals unseren guten Ruf aufs Spiel setzen", sagt der Vorstandschef der schwäbischen Fürst-Wallerstein-Brauhaus AG. "Wir werden diesen Kunden sofort sperren."

In Italien gibt es nicht nur Hitler-Wein sondern auch "Hitlerbier". Deutsche Brauer wehren sich jetzt, dass ihre gekennzeichneten Bügelflaschen dafür hergenommen werden. (Foto: Foto: AFP)

Kraus meint die Firma Vini Nostalgici im norditalienischen Belluno. Mit dem Argument, lediglich nostalgische Bedürfnisse der Kundschaft befriedigen zu wollen, vertreibt das Unternehmen im großen Stil Wein, Grappa und eben auch Bier. Die Getränke tragen Namen wie "Mein Kampf", "Der Kamerad" oder schlicht "Hitlerbier". Nicht selten grüßt Adolf Hitler vom Etikett. Ein Motiv sieht so aus, als würde er die schwarz-rot-goldene Landkarte Nachkriegsdeutschlands zerreißen.

Es gibt im Angebot auch Flaschen mit Benito Mussolini oder kommunistischen Helden wie Lenin, Stalin und dem Revoluzzer Che Guevara. Am besten würden sich jene mit NS-Größen auf dem Etikett verkaufen, heißt es.

Dass sie vor allem in grenznahen, norditalienischen Supermärkten und Autobahntankstellen angeboten werden, lässt auf viel österreichische und deutsche Kundschaft schließen. Was stutzig macht, sind die Bügelverschlüsse der politisch anzüglichen Bierflaschen. Einige tragen auf den Porzellanköpfen die Symbole bayerischer Brauereien, die sich nun dagegen wehren.

Zum Beispiel die Kulmbacher AG. Dort wunderte man sich, als ein Italienurlauber nachfragte, wie es denn dazu käme, dass man NS-Bier in Flaschen der Kulmbacher-Marke Mönchshof kaufen könne. Die Oberfranken wunderten sich. "Zwischen uns und Vini Nostalgici gibt es keine geschäftlichen Verbindungen", sagt Firmensprecherin Helga Metzel. Gleiches versichert Judith Friedl von der Münchner Spaten-Löwenbräu-Gruppe, denn auch mit Spaten-Logo waren NS-Flaschen aufgetaucht. "Das wundert uns auch, weil Spaten kein Bier mehr in Bügelflaschen abfüllt", sagt Friedl.

"So etwas kommt vor"

Die Kulmbacher AG verbot Vini Nostalgici umgehend per einstweiliger Verfügung die Verwendung des Mönchshof-Logos. Die Italiener hätten dies inzwischen zugesichert, sagt Metzel. Weitere Recherchen führten schließlich ins Brauhaus nach Wallerstein. Es stellte sich heraus, dass dieses im Juni 200 Kästen Bier nach Belluno geliefert hatte. Unter den Bügelflaschen waren offenbar die branchenüblichen Irrläufer aus anderen Brauereien, darunter auch von Mönchshof. "Wir sortieren zwar aus, aber so etwas kommt vor", sagt Peter Kraus.

Ganz abgesehen davon versichert der Brauereichef, nichts vom Vini-Nostalgici-Hintergrund gewusst zu haben. Man habe bis dahin noch nie an die Firma geliefert; das Geschäft sei über zwei italienische Biermakler zustande gekommen. Kraus geht davon aus, dass in Italien die Wallersteiner-Etiketten abgelöst und stattdessen besagte Hitlerbilder aufgeklebt wurden. "Hätten wir das gewusst, hätten wir diesen Auftrag niemals angenommen", sagt Kraus.

© SZ vom 16.11.2007/woja - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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