Beckstein-Nachfolge:Herrmann spricht von Kampfabstimmung

Lesezeit: 2 min

Die meisten CSU-Bezirksverbände sprechen sich für einen Ministerpräsidenten Seehofer aus - doch die Minister Goppel und Herrmann sträuben sich, ihre Kandidaturen zurückzuziehen.

Der Machtpoker um die Nachfolge von Ministerpräsident Günther Beckstein geht in der CSU weiter. Auch ein Treffen der drei Kandidaten Horst Seehofer, Joachim Herrmann und Thomas Goppel am Sonntag brachte keine Klarheit.

Außenseiter im Kampf um die Beckstein-Nachfolge: die bayerischen Staatsminister Goppel (li.) und Herrmann (Foto: Foto: dpa)

Beobachter, die mit dem Rückzug von Wissenschaftsminister Goppel und Innenminister Hermann gerechnet hatten, irrten sich: "Die Wahl ist noch offen", sagte Wissenschaftsminister Thomas Goppel der Welt. "Die Entscheidung wird in der Fraktion getroffen und nicht in den Bezirken," sagte der Minister.

"Die Fraktion will die Auswahl. Dieses Procedere haben wir vergangenen Mittwoch gemeinsam mit Horst Seehofer vereinbart, und dabei sollte es auch bleiben", sagte Goppel dem Handelsblatt. Er bekräftigte, er halte an seiner Kandidatur fest, und warb erneut für eine Doppelspitze.

"Ich plädiere für eine Mannschaft, in der zwei Leute, in Berlin und München, gemeinsam im Ringen um die besten Lösungen für unser Land sind", sagte Goppel. "Ich glaube, dass eine isolierte Haltung, die Zuspitzung auf eine Person in den Tagen der Globalisierung ein Fehler ist." Er führe aber mit Seehofer und Herrmann "noch Gespräche über Abläufe und unsere jeweiligen Kandidaturen", erklärte er.

Zwei fränkische Bezirke für Doppelspitze

Herrmann plädierte im Handelsblatt ebenso für eine CSU-Doppelspitze. "Wir erwarten eine ganz starke Präsenz des Parteichefs in Berlin, damit die Stimme der CSU dort kraftvoll wahrgenommen wird", sagte er. "Deshalb unterstützen wir Horst Seehofer für den Posten des Parteichefs. Deshalb glauben wir aber auch, dass die CSU mit einer Doppelspitze weiter besser aufgestellt ist."

Auf die Frage nach einer möglichen Kampfabstimmung sagte der Franke der dpa: "Wenn es so käme, dann wäre das sicherlich auszuhalten." Zudem sagte Herrmann: "Das ist ein ganz normaler demokratischer Vorgang, dass dann am Schluss eine Abstimmung stattfindet."

Eine endgültige Entscheidung über den Nachfolger von Ministerpräsident Beckstein will die CSU-Landtagsfraktion am Mittwochnachmittag treffen.

Der Druck von großen Teilen der Partei auf Herrmann und Goppel verstärkte sich derweil weiter. Nachdem zunächst der mächtige CSU-Bezirk Oberbayern sich für Seehofer ausgesprochen hatte, sprach sich auch Münchens CSU-Bezirkschef Otmar Bernhard für den Agrarminister aus: "Dies verspricht die größtmögliche politische Durchsetzungskraft in Berlin und in München."

Für Seehofer warben die Vorsitzenden der CSU-Bezirksverbände Niederbayern und Schwaben, Manfred Weber und Markus Ferber.

Weber legte Herrmann und Goppel nahe, auf ihre Kandidatur zu verzichten. Der niederbayerische CSU-Bezirkschef sagte: "Die CSU und ihre Anhänger wünschen sich Horst Seehofer als CSU-Chef und Ministerpräsident. Deshalb hoffe ich, dass die anderen Kandidaten verantwortungsbewusst mit dieser Erkenntnis umgehen und mithelfen, eine Entscheidung im Miteinander zu finden." Auch Ferber mahnte, nach dem CSU-Debakel bei der Landtagswahl müssten die Kräfte gebündelt werden.

Der mittelfränkische CSU-Bezirksvorstand warb dagegen am späten Sonntagabend in Röthenbach einstimmig für Herrmann. In dem entsprechenden Beschluss heißt es, man sei überzeugt davon, dass der Innenminister "die ganze CSU-Landtagsfraktion mit allen Landesteilen einigt und repräsentiert".

Der unterfränkische CSU-Bezirksvorstand sprach sich bei einem Treffen in Würzburg ebenfalls einstimmig für eine Doppelspitze aus. Es gab aber keine Festlegung auf Herrmann oder Goppel.

© AP/dpa/ddp - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: