BayernLB:Mieter in Not

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In einem Gutachten wird der Bayerischen Landesbank empfohlen, ihre Wohnungsbautochter GBW abzustoßen - 33.000 Wohnungen stünden zum Verkauf.

Olaf Przybilla

In Erlangen glaubten sich die Mieter ehemaliger Siemens-Wohnungen noch vor drei Monaten auf der sicheren Seite. Nachdem der Konzern seine Werkswohnungen loswerden wollte, hatte sich im März mit der GBW AG ein Unternehmen gefunden, das sich als "langfristig orientierter Bestandshalter" vorstellte und als Tochter der Bayerischen Landesbank weiterhin eine Absicherung für die Mieter versprach.

Der Bayerische Landesbank wird in einem Gutachten geraten, die GBW zu verkaufen. (Foto: Foto: dpa)

Insgesamt 800 Wohnungen wechselten allein in Erlangen den Besitzer. Auch Oberbürgermeister Siegfried Balleis (CSU) zeigte sich darüber hocherfreut, gilt doch die GBW mit Sitz in München nicht nur als die größte Wohnungsbaugesellschaft in Bayern - sondern auch als eine mit hohem sozialen Anspruch.

Die Freude könnte von kurzer Dauer gewesen sein: In einem Gutachten, das der Süddeutschen Zeitung vorliegt, wird der Landesbank die "kurzfristige" Veräußerung der GBW angeraten. Mehr als 33.000 Wohnungen in Bayern stünden damit zum Verkauf - ein Drittel davon sind ehemalige Sozialwohnungen.

Dem Erlanger Rathauschef Balleis liegt das als "vertraulich" gekennzeichnete Papier selbst nicht vor. Nach allem, was dem Vorstandsmitglied des Bayerischen Städtetages aber zu Ohren gekommen ist, scheint auch ihm der Verkauf der GBW nur noch eine Frage der Zeit zu sein. Um kurzfristig an Geld zu gelangen, müsse sich die Landesbank "von einigen ihrer Perlen trennen", befürchtet Balleis - und die Wohnungsbaugesellschaft gelte zweifelsohne als eine solche.

Betroffen von dem Verkauf wären vor allem die Ballungsräume: Allein in München gehören der Aktiengesellschaft insgesamt 10.000 Wohneinheiten, 4000 sind es im Großraum zwischen Nürnberg und Erlangen, 2000 in Regensburg und mehr als 1000 in Würzburg.

Dass sich in der Expertise, die den Sanierungsplan der BayernLB beschreibt, nun auch der Verkauf der 91-prozentigen Tochter GBW findet, überrascht in Branchenkreisen kaum. Schließlich soll die BayernLB bereits vor zwei Jahren einen Investor für ihre Tochter gesucht haben. Wegen des "Marktumfeldes" war dieses Vorhaben im August 2008 noch einmal abgeblasen worden. Schon damals aber hatte die Bank wissen lassen, man wolle zwar "auf absehbare Zeit" derartige Pläne nicht mehr verfolgen. Mitgeteilt wurde jedoch auch, dies sei keine Garantie, einen Verkauf "längerfristig restlos auszuschließen".

Auch jetzt wiegelt die Landesbank ab. Mit Rücksicht auf das laufende EU-Verfahren äußere man sich "nicht zu Einzelheiten des Restrukturierungsverfahrens und zu Spekulationen bezüglich einzelner Tochtergesellschaften", heißt es in einer Stellungnahme. Dass momentan viele Beteiligungen auf dem Prüfstand stehen, sei freilich nicht zu bestreiten.

Auch der GBW-Vorstandsvorsitzende Udo Scheffel beteuert, ihm sei von konkreten Plänen des Hauptaktionärs, die größte Wohnungsbaugesellschaft in Bayern möglichst bald zu verkaufen, "momentan nichts bekannt". Scheffel räumt gleichwohl ein, bei den Mitarbeitern der Gesellschaft spüre man eine "große Verunsicherung".

Für Kommunalpolitiker wie den Miltenberger Kreisrat Heinz Kaiser wirken alle Beschwichtigungsversuche durchsichtig. Kurz vor der Europawahl sollen "die Pläne möglichst unter den Tisch gekehrt" werden, befürchtet Kaiser. Allein im unterfränkischen Landkreis Miltenberg hält die Wohnungsbaugesellschaft insgesamt 1200 Wohneinheiten. Für einkommenschwache Mieter wäre der Verkauf ihrer preisgünstigen Wohnungen an einen in erster Linie profitorientierten Investor "eine schwere Belastung" , sagt Kaiser.

© SZ vom 03.06.2009/bica - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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