Bayerische Landesbank:Dr. Nasers gesammeltes Schweigen

Lesezeit: 2 min

Bayerns Sparkassenchef war bei der maroden Landesbank immer dabei, trotzdem darf er im Amt bleiben.

Klaus Ott

Ganz egal, was in diesem Jahrzehnt bei der Bayerischen Landesbank geschehen ist, einer war immer dabei. Ob nun der Münchner Medienhändler und CSU-Freund Leo Kirch einen Milliardenkredit erhielt, den er so nicht zurückzahlen konnte, weil er bald darauf pleite ging.

Siegfried Naser. (Foto: Foto: dpa)

Oder ob die BayernLB an einer angeschlagenen Großbank in Wien beteiligt war und nur mit großem Glück ungeschoren davon kam. Oder eben bei der jüngsten und schlimmsten Krise der Staatsbank, die wegen fragwürdigen Geschäften mit nun beinahe wertlosen Wertpapieren viele Milliarden Euro braucht, um überleben zu können.

Siegfried Naser, seit Oktober 2000 Präsident des Bayerischen Sparkassenverbandes, saß seither in der Landesbank immer mit am Tisch. Seit acht Jahren wechselt sich der frühere Landrat von Kitzingen mit dem jeweiligen Finanzminister im Vorsitz des Verwaltungsrats ab, der die BayernLB kontrolliert.

Und manche Geschäfte wie den 1,7 Milliarden Euro teuren Einstieg bei einer Balkan-Bank mit Stammsitz in Kärnten, die sich dann als Problemobjekt erwiesen hat, hat Naser selbst mit auf den Weg gebracht.

Der Sparkassenpräsident will die Krise der BayernLB aussitzen, und bislang gelingt ihm das auch, zusammen mit Bankchef Michael Kemmer. Der frühere Vorstandschef Werner Schmidt ist im März zurückgetreten, auch Finanzminister Erwin Huber wirft nun hin, doch Kemmer und Naser bleiben im Amt.

In der CSU-Landtagsfraktion ist man auf den Sparkassenchef freilich schlecht zu sprechen. Naser sei der einzige, der das ganze Jahrzehnt über dabei war, schimpften Abgeordnete bei der jüngsten Fraktionssitzung und forderten, auch der Sparkassenpräsident müsse weichen. Fraktionschef Georg Schmid forderte anschließend öffentlich Nasers Rücktritt.

Viele Jahre lang war der umstrittene Sparkassenchef Mitglied der CSU. Mit Hilfe der Partei hat er Karriere gemacht, nun ist er ausgetreten, um seine "politische Neutralität" als Sparkassenpräsident zu demonstrieren. Aber diese Ausflüchte sind es nicht alleine, die langjährige Parteifreunde stören. Sie ärgert vor allem, dass alle anderen geradestehen für die Krise der Landesbank, nur Naser nicht. Und dass der Sparkassenpräsident mit seiner Taktiererei die CSU auch noch in den Geruch des Wahlbetrugs gebracht hat.

Bei einem Sparkassentreff hatte der Verbandschef erklärt, er habe die kommunalen Kreditinstitute vor der Landtagswahl am 28. September nicht mehr über die Lage der Staatsbank informiert, um sich von der CSU hinterher nicht sagen lassen zu müssen, er sei an einem schlechten Ergebnis schuld.

Die Lage der Landesbank war schon vor der Wahl schlimm genug. Doch erst einen Tag danach unterrichtete der Verbandspräsident die Sparkassenvorstände in ganz Bayern in einem dreiseitigen Rundschreiben über den Stand der Dinge. Darin brüstete sich Naser der Kunst des Schweigens.

In dem Brief steht, obwohl mehrere Sparkassenvertreter "intensivere Informationen gewünscht" hätten, habe er sich dem "bewusst" verweigert. Schließlich liege jedes Rundschreiben "binnen weniger Stunden in den Redaktionsstuben bayerischer Medien". Auch Interviews habe er abgelehnt. Naser: "Ich wollte niemandem in der Politik einen Vorwand liefern, dass wir Sparkassen in irgendeiner Form für den Ausgang der Wahl in Bayern verantwortlich sind." Das sei, rühmte sich der Verbandspräsident, "trefflich gelungen".

Naser notierte in seinem Rundbrief, bei der BayernLB sei eine "Kapitalentlastung" notwendig, um einen "erheblichen Unruhefaktor" in der Bank zu beseitigen. Mehrere Lösungen seien denkbar, schlimmstenfalls seien aber die Sparkassen und der Freistaat gefordert. Gegen Jahresende sei dann "eine Kapitalerhöhung nicht mehr zu vermeiden". Ansonsten drohten "erhebliche negative Auswirkungen". Naser stimmte die Sparkassen also darauf ein, dass diese zusammen mit dem Freistaat womöglich viel Geld für die BayernLB aufbringen müssten.

Vor der Landtagswahl hätte diese Botschaft sicher für großes Aufsehen gesorgt. Naser wartete lieber ab, um dann gleich am Tag nach der Wahl in einem Interview erstmals einen möglichen Geldbedarf der Landesbank zu nennen. "Eine Milliarde Euro plus X." Im Sparkassenverband sieht man trotz alledem keinen Anlass, Naser zum Rückzug aufzufordern. Der Verbandsvorstand und weitere Gremien sprachen am Freitag dem Präsidenten ihr "uneingeschränktes Vertrauen" aus und forderten ihn auf, sein Amt zu behalten. Darum muss Naser bestimmt nicht lange gebeten werden.

© SZ vom 25.10.2008 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: