Bamberg vor dem NPD-Parteitag:Mit Brahms gegen die Extremisten

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Wie sich die Stadt Bamberg auf den Bundesparteitag der NPD am Wochenende vorbereitet.

Olaf Przybilla

Das Sonntagskonzert der Bamberger Symphoniker stand kurze Zeit auf der Kippe. Einige Orchestermitglieder plädierten im April für eine Verlegung des Auftritts, nachdem durch eine Entscheidung des bayerischen Verwaltungsgerichtshofes endgültig klar war, dass sich der Bundesparteitag der NPD nicht mehr verhindern lassen wird.

Unter Polizeischutz trifft sich die NPD am Sonntag in Bamberg - doch die Stadt bereitet sich auf ihre Art vor (Foto: Foto: ddp)

Die rechtsextremen Parteigänger müssen am 25. Mai die Bamberger Kongresshalle nur wenige Stunden vor dem Abonnentenkonzert der Symphoniker verlassen. Nach längerer Debatte habe man sich entschlossen, den "Rechten keinen Zentimeter zu weichen", sagt Marcus-Rudolf Axt, der Bamberger Orchestermanager.

Am Sonntag werden also im Hegelsaal der Konzerthalle die braunen Parteioberen tönen. Zwei Stunden später und knappe hundert Meter entfernt soll dann das Konzert für Violine und Orchester von Johannes Brahms auf dem Programm stehen. Eingeleitet werden soll der Abend im Konzertsaal durch eine Schweigeminute - als stiller Protest. Auch Bambergs Oberbürgermeister Andreas Starke will sich daran beteiligen. Man werde aus der "Not eine Tugend" machen, sagt der Sozialdemokrat.

Im Foyer werden Konzertbesucher und Parteidelegierte wohl nicht mehr aufeinandertreffen. Nachdem es der Stadt nicht gelungen sei, den Parteitag mit juristischen Mitteln zu verhindern, wolle man am Wochenende ein "deutliches Zeichen gegen den Rechtsextremismus" setzen, sagt Starke.

Den zirka 550 NPD-Parteigängern, die in Bamberg auch über die Aufstellung eines Bundespräsidentschaftskandidaten beraten wollen, möchte die Stadt ein zwei Tage andauerndes Fest der Demokratie entgegensetzen, zu dem sich kulturelle und religiöse Gruppierungen sowie Politiker aus ganz Nordbayern angesagt haben - darunter Nürnbergs Oberbürgermeister Ulrich Maly und Innenstaatssekretär Jürgen Heike. Auch linke Gruppen haben Demonstrationen angekündigt, die Polizei schätzt, dass "900 Autonome in die Domstadt kommen" werden.

"Höchst unerfreuliches Jubiläum"

Von Seiten der NPD-Parteigänger seien in Bamberg dagegen keine Aufmärsche zu erwarten. Anders ist die Situation im 30 Kilometer entfernten Gräfenberg: Dort hat der NPD-Kreisverband Bamberg für den Freitag eine Kundgebung auf dem Marktplatz angekündigt.

Es wird der 25. Aufmarsch der Rechtsextremen in der fränkischen Kleinstadt sein, seit den Rechten im November 2006 der Zugang zu einem Kriegerdenkmal verwehrt wurde. Bürgermeister Werner Wolf spricht von einem "höchst unerfreulichen Jubiläum". Das Bürgerforum befürchtet, dass NPD-Delegierte die Nähe zu der fränkischen Stadt ausnutzen könnten, um "Gräfenberg zu terrorisieren".

Für Eckart Dietzfelbinger vom Nürnberger Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände ist klar zu erkennen, dass die "Rechten in Franken vermehrt Fuß fassen" wollen. In der Vergangenheit hatte die NPD mehrere Parteitage in einem Wirtshaus in der fränkischen Gemeinde Gremsdorf abgehalten. Nach Protesten hat der Wirt erklärt, den Saal nicht mehr an die NPD zu vermieten. Personell sind die Rechtsextremen in Franken stark vertreten: Der Landeschef Ralf Ollert sitzt gemeinsam mit einem weiteren Rechtsextremen als Vertreter der "Bürgerinitiative Ausländerstopp" im Nürnberger Stadtrat, der Landesgeschäftsführer der NPD, Axel Michaelis, stammt aus der Nähe von Bamberg.

© SZ vom 23.5.2008/ihe - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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