Autobahnabschnitt A94:Neue Runde im Isentalstreit

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Ein Ende ist nicht abzusehen: Der Streit um die A94 beschäftigt nun erneut den Bayerischen Verwaltungsgerichtshof - das hat etwas von einem gespenstischen Ritual.

Christian Sebald

Jakob Baumgartner erinnert sich noch sehr genau. "Ich war gerade mal 16, da bin ich das erste Mal zu einer Demo gegen die A94 durch unser Isental gegangen", sagt er. "Damals hätt' ich nie gedacht, dass unser Kampf so lange dauert."

Wer durchs Isental fährt, stößt allerorten auf Protestschilder. (Foto: Lukas Barth/dpa)

Baumgartner ist inzwischen 49 Jahre alt. Seit mehr als 20 Jahren mischt der Dorfener an vorderste Front der "Aktionsgemeinschaft gegen die A94" mit. Doch ein Ende des erbitterten Streits ist nicht abzusehen.

Wenn diesen Donnerstag der 8. Senat des Bayerischen Verwaltungsgerichtshofs unter dem Vorsitzenden Richter Erwin Allesch zusammentritt und erneut über Bayerns umstrittenste Autobahn verhandelt, dann hat das Ganze etwas von einem gespenstischen Ritual.

Denn eigentlich ist der Streit um die A94 entschieden. Im Dezember 2008, vor annähernd zwei Jahren also, wies das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig sämtliche Beschwerden der Autobahngegner gegen den Autobahnabschnitt Forstinning-Pastetten im Münchner Osten ab.

Das 6,2 Kilometer kurze Teilstück markiert die Abzweigung der Autobahntrasse von der B12. Deshalb ist seit dem Leipziger Spruch klar, dass die A94 einmal durch das Isental führen wird und nicht - wie Einheimische und Naturschützer nach wie vor erhoffen - entlang der B12.

Das Isental ist nicht nur eine der letzten völlig unberührten Flusslandschaften Bayerns mit noch weitgehend unberührten Auwäldern und einer höchst seltenen Artenvielfalt. Die Isental-Autobahn ist seit gut 30 Jahren der Inbegriff des Streits um die richtige Verkehrspolitik. Auf der einen Seite steht die Staatsregierung, die auf Biegen und Brechen an der mehr als 40 Jahre alten Planung festhält, weil sie die einzig richtige sei.

Auf der anderen Seite sind die Einheimischen und die Umweltschützer, die bis zum bitteren Ende nichts unversucht lassen werden, um das Isental in seiner Unberührtheit zu erhalten. Auch wenn die Chancen noch so gering sind.

Deshalb wird die jetzige Verhandlung über den 17 Kilometer langen Autobahnabschnitt von Pastetten nach Dorfen nur eine weitere Runde in dem Kampf sein, der noch etliche folgen. Zumal für den dritten und letzten Bauabschnitt der Isental-Trasse noch nicht einmal die Baugenehmigung vorhanden ist. Und später etliche Bauern gegen die Enteignung ihrer Grundstücke für den Autobahnbau klagen werden.

Das Absurde an der verfahrenen Situation ist, dass die A94 längst fertig sein könnte. Denn selbst Umweltschützer geben zu, dass eine Autobahn nach Südostbayern überfällig ist. Und mit dem Ausbau der B12 zur Autobahn gibt es seit jeher eine Alternative zur Isental-Trasse, die nicht nur von Naturschützern akzeptiert, sondern in der Bevölkerung auf weit weniger Widerstand stoßen würde.

Am Dienstag haben sich die Autobahn-Gegner schon mal auf die Prozesstage vor dem VGH eingestimmt. Zu dem Treffen kamen 400 Einheimische. "Unser Widerstand", sagt Jakob Baumgartner, der nun schon mehr als 30 Jahre gegen die Isental-Autobahn kämpft, "unser Widerstand ist ungebrochen." Das Urteil des VGH soll im November ergehen.

© SZ vom 14.10.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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