Ausstellung in Nürnberg:Wie schön die Zeit vergeht

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Nürnberger Fotografen zeigen ihre Sicht von der Vergänglichkeit der Dinge und des Lebens.

Sabine Buchwald

Der Ort ist ein besonderer, und auch so manches Bild, das dort an den Backsteinwänden hängt, löst sich von der gewohnten Optik. Die Fotoszene Nürnberg weiß ihre Kunst zu präsentieren.

Karin Günther widmet sich der Faszination der Bewegung. Sie lässt die Zeit verrauschen wie im Traum - ein sich Vergessen im Tanz. (Foto: Foto: Ausstellung)

In der ehemaligen Kongresshalle in Nürnberg zeigen 16 Fotografen aus der fränkischen Stadt und fünf geladene Gäste von kommenden Freitag an ihre Arbeiten. Vor acht Jahren gab der Leiter des Museums für Industriekultur, Matthias Murko, den Anstoß für eine gemeinsame Ausstellung.

Professionelle Fotografen, einige davon im Medienbusiness tätig, sollten ihre künstlerischen Arbeiten zeigen können. Das war die Idee, die seitdem jährlich in eine Ausstellung verpackt wird. Vier Mal war sie in Murkos Haus zu sehen, danach in zwei Werkshallen, einem alten Bunker und nun umgeben von der Nazi-Architektur der Kongresshalle. "Wir gehen bewusst nicht auf die Geschichte des Ortes ein", sagt Bernd Telle, Mitorganisator und ausstellender Künstler.

Kreativ und frei Denn das Dokuzentrum, das die NS-Vergangenheit aufarbeitet, sei ja um die Ecke. Das Thema der Ausstellung ließe aber durchaus einen Bezug zu. Mit dem Motto "Zeitrauschen" gehen die 21 Fotografen sehr kreativ und frei um.

Die jüngere Vergangenheit spielt bei den Arbeiten von Gast-Fotograf Josef Schulz eine Rolle. Der Schüler von Bernd Becher und Thomas Ruff ist die europäischen Grenzen abgefahren, auf der Suche nach Schlagbäumen und Posten, die im Zuge der Grenzöffnungen zunehmend verschwinden.

Petra Simon inszeniert mit "Ilse allein zu Hause" ein wichtiges Stück ihrer eigenen Vergangenheit: die Puppe Ilse, mal im Garten, mal vor einem geöffneten Fenster.

Marc Pfeiffer, rund um den Globus mit seiner Kamera unterwegs, bringt diesmal Bilder von einer Chinareise mit. Szenen aus den U-Bahnröhren, und im Kontrast dazu Orte der Ruhe, die er früh morgens etwa mitten in Shanghai am Fluss Pu gefunden hat. "Dieses Land ist im Rausch", sagt der Nürnberger. Je näher man den Metropolen käme, desto schneller fließen sie anscheinend.

Die Wandfläche als Bildträger Sabine Richter, deren fotografische Arbeiten häufig nach Linien und Mustern der Architektur suchen, verdeutlicht mit ihrer Videoprojektion auf andere Weise den Verlauf der Zeit. Sie zeigt eine Folge von 250 Einzelbildern, allesamt aufgenommen im Sommer diesen Jahres während eines Stipendiums in Graz. Ihr waren die Lichtreflexionen wichtig zu den verschiedenen Tageszeiten. Sie machte die Wandfläche zum Bildträger.

Karin Günther aus Erlangen fasziniert die Bewegungen von Körpern, die die Zeit "wie im Traum verrauschen" lassen. Fasziniert von den Flugkünsten und der Lebensweise der Mauersegler hielt Rudi Hilmar Ott sein Objektiv in den Himmel. An ihrem Beispiel, weil sie den Städtern so nah und doch so fern seien, wollte er das Rauschen ihrer Fluggeschwindigkeit sichtbar machen.

Die Ausstellung wird am Freitag um 19 Uhr eröffnet. Zu sehen ist sie bis 7. Dezember Sa. und So. von 11 bis 17 Uhr. Am 23. November, 15 Uhr, stellen sich die Fotografen den Fragen der Besucher.

© SZ vom 13.11.2008/bica/odg - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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