Augsburg:Schreiber: Illegale Spenden an CSU gezahlt

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Der frühere Waffenlobbyist Karlheinz Schreiber legt ein erstes Geständnis ab: Er habe 1991 "unzulässige Spenden" auf ein "inoffizielles Konto der CSU" gezahlt - in Höhe von fast 1,4 Millionen Mark.

Der frühere Waffenlobbyist Karlheinz Schreiber hat nach eigenen Angaben im Jahr 1991 "unzulässige Spenden" an die CSU gezahlt. In seinem Verfahren wegen Steuerhinterziehung und Beihilfe zum Betrug ließ Schreiber über seine Anwälte am Mittwoch vor dem Landgericht Augsburg ausführen, er habe damals vier Beträge in Höhe von fast 1,4 Millionen Mark (etwa 716.000 Euro) über den früheren, inzwischen verstorbenen CSU-Justitiar Franz Josef Dannecker und ein Schweizer Nummernkonto für ein "inoffizielles Konto der CSU" gezahlt. Von dem Konto habe auch der frühere CSU-Vorsitzende Franz Josef Strauß Kenntnis gehabt.

Karlheinz Schreiber: Die CSU hat 1,4 Millionen Mark erhalten - illegal. (Foto: Foto: ddp)

Nach Schreibers Ausführungen sind für ein Geschäft mit Saudi-Arabien über 36 Fuchs-Spürpanzer im Februar 1991 rund 200 Millionen Mark Schmiergeld geflossen. Davon habe er rund 24 Millionen Mark auf eigene Konten für "andere Personen" erhalten. Mit diesem Geld will er 1991 politische Parteien und individuelle Politiker mit Zahlungen bedacht haben, "ein beachtlicher Teil ist an die CSU geflossen", sagte Schreiber nach Angaben seiner Anwälte. Die Anwälte des Angeklagten legten eine Liste mit vier Zahlungen vor.

Das Geld sei gestückelt und mit Spender-Namen verstorbener Personen aus Todesanzeigen an die CSU geflossen. "Ganz einfach deshalb, weil man Tote nicht mehr fragen kann", hieß es in der Erklärung der Anwälte Schreibers.

Diese "sensiblen Spenden" seien in der ursprünglichen Höhe für die Parteikasse unzulässig gewesen, deshalb habe sie Dannecker gestückelt.

Schreiber laut Anwälten: "Am 6. November 1991 habe ich 500.000 Mark in bar abgehoben und sie dann auf ein Nummernkonto in der Schweiz gezahlt. Die Kontonummer hat mir Herr Dannecker genannt. Bei dem Nummernkonto hat es sich nach meiner Einschätzung um das inoffizielle Konto der CSU gehandelt."

Mit der Bearbeitung "sensibler Spenden" sei 1991 CSU-Justitiar Dannecker betreut gewesen. Schreiber ließ erklären, seines Wissens nach sei Dannecker für die Stückelung zuständig gewesen.

Selbst wollte sich der 75-jährige auf Anraten seiner Verteidiger nicht äußern. Vergeblich forderte der Vorsitzende Richter Rudolf Weigell den Angeklagten auf, endlich persönlich auszusagen. Doch seine Verteidiger kündigten lediglich an, dass dies erst zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen werde.

© dpa/ddp-bay/bica/gba - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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