Erneut sorgt die Auflösung der Grabstätte von Hitler-Stellvertreter Rudolf Heß im oberfränkischen Wunsiedel für Unruhe. Jetzt plant der frühere stellvertretende Landesvorsitzende der "Deutschen Partei" in Thüringen, Christian Bärthel, einen "Rudolf-Heß-Gedenkgottesdienst", der am 13. August auf dem Wunsiedler Marktplatz stattfinden soll. Ein entsprechender Antrag liege dem Landratsamt Wunsiedel vor, bestätigte Sprecher Horst Martini.
Von einer "ganz neuen Variante" rechtsextremer Aktivitäten sprach Wunsiedels Zweiter Bürgermeister Roland Schöffel. Nach seinen Worten wird der Antrag derzeit juristisch geprüft; mit einer Entscheidung werde Anfang der Woche gerechnet.
Christian Bärthel, der vom Thüringer Verfassungsschutz als Rechtsextremist eingestuft wird, gilt in der einschlägigen Szene als eine schillernde Figur. Dort wurde er unter anderem als Anhänger der sogenannten "Kommissarischen Reichsregierung" bekannt: Diese Gruppe sieht sich als "Exilregierung" des Deutschen Reiches in den Grenzen von 1937 und bestreitet die völkerrechtliche Existenz der Bundesrepublik Deutschland. Wegen Volksverhetzung und anderer Straftatbestände wurde Bärthel im Jahr 2007 zu einer zehnmonatigen Haftstrafe auf Bewährung verurteilt.
Bei dem geplanten "Gottesdienst" unter freiem Himmel ist vorgesehen, "christliche Lieder zu singen, zu beten und zu predigen", wie es in dem Antrag an das Landratsamt heißt. Auch sollten "christliche Verteilschriften an Passanten gereicht" werden. Ausdrücklich beruft sich Bärthel auf das im Grundgesetz verankerte Recht auf freie Religionsausübung.
In einem Schreiben an den evangelischen Wunsiedler Dekan Hans-Jürgen Buchta, das auf der Internetseite www.nno-tv.de veröffentlicht wurde, hatte Bärthel zuvor die Auflösung des Heß-Grabes kritisiert und der Kirche ein "Fehlverhalten" vorgeworfen.