Ärger um Seehofer:Monika Hohlmeiers langer Schatten

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Parteikollegen fühlen sich nach Seehofers Äußerung an die Affäre um die frühere Kultusministerin erinnert.

Katja Auer

Mit Unverständnis und Verwunderung haben Parteikollegen auf die angeblichen Enthüllungs-Androhungen von CSU-Vize Horst Seehofer reagiert. Der Bundesminister war im Stern mit den Sätzen zitiert worden: "Ich bin gut informiert. Ich weiß viel. Ich habe viel Material." Die Chefredaktion des Stern bekräftigte die Darstellung in dem Artikel: Der Autor habe die Situation sogar bewusst zurückhaltend geschildert. Im Gespräch mit Seehofer seien auch die Namen von kompromittierten Politikern gefallen.

"Wer Hohlmeier-Methoden in der CSU anwendet, gegen den stehen wir auf." Sie Strauß-Tochter war 2005 von ihren Ämtern zurückgetreten. (Foto: Foto: ddp)

Ludwig Spaenle, Vorsitzender des Hochschul-Ausschusses im Landtag, kündigte Widerstand gegen Seehofer an: "Wer Hohlmeier-Methoden in der CSU anwendet, gegen den stehen wir auf." Er war nicht der einzige, der sich an die Affäre um die frühere Kultusministerin Monika Hohlmeier erinnert fühlte, die Parteifreunden mit der Enthüllung pikanter privater Details gedroht haben soll. Mit seinen Andeutungen habe Seehofer den Anspruch auf den Parteivorsitz verspielt, sagte Spaenle. "Drohungen sind kein Mittel der Politik."

Was Seehofer zu den Äußerungen bewegt haben könnte, darüber wurde in der CSU am Donnerstag viel spekuliert - wenn sich auch kaum einer öffentlich äußern wollte. Manche sahen darin eine Bestätigung für seine Unberechenbarkeit, andere vermuteten ein Ablenkungsmanöver von privaten Problemen.

Mitleidstour

"Er muss akzeptieren, dass die offenen Fragen auf seinem Schreibtisch liegen", hieß es aus dem Parteivorstand. Die Leute warteten noch immer auf die angekündigte Entscheidung zwischen seiner Ehefrau und der schwangeren Geliebten. Diesen Problemen müsse er sich stellen, schließlich werde niemand gezwungen, sich mit ungeklärten Familienverhältnissen um den Parteivorsitz zu bewerben.

Andere glauben, Seehofer habe "die Mitleidstour der vergangenen Wochen" weiterdrehen wollen. Der Minister sehe sich als Opfer einer bösen Inszenierung, nur diesmal sei der Schuss nach hinten losgegangen. Dass die Stern-Zitate Seehofer schaden, darüber waren sich alle einig. Drohungen gegen eigene Parteifreunde kämen immer schlecht an, das sei ein schlechter Stil.

"Er hat sich damit selber beschädigt, dabei ist es doch in letzter Zeit besser für ihn gelaufen", wunderte sich ein CSU-Kollege. Doch nun liege Seehofer im Rennen um den Parteivorsitz, das sich auf dem Parteitag im September zwischen Seehofer und Wirtschaftsminister Erwin Huber entscheidet, deutlich hinten. Angst, dass Seehofer tatsächlich kompromittierendes Material veröffentlicht, hat offenbar niemand. "Da würde doch jeder wissen, woher es kommt", heißt es.

Vor einem Schaden für die CSU warnte Junge-Union-Chef Manfred Weber. "Ich appelliere an alle, auf die politische Kultur und das Gesamtansehen der Partei zu achten", sagte er. Wenn es so weitergehe, werde es am Ende nur Verlierer geben. CSU-Vorstandsmitglied Bernd Posselt sieht nun "ganz ernsthaft" die Gefahr einer Selbstzerstörung seiner Partei. Einige wenige verteidigten Seehofer oder beurteilten die Äußerungen als Missverständnis. "Horst Seehofer ist ein integrer Mann, er würde so etwas nie tun", sagte der Schrobenhauser Abgeordnete Rudolf Peterke, der Seehofer seit 30 Jahren kennt. Selbst wenn der Agrarminister Informationen über Parteikollegen hätte, würde er sie niemals verwenden.

© SZ vom 1. Juni 2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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