Michael Glos hat ordentlich gefeiert. In Berlin und zu Hause in Unterfranken. In Castell. In Berlin war sogar Altkanzler Helmut Kohl gekommen und die amtierende Kanzlerin Angela Merkel reiste nach Castell.
Einer hat allerdings auf beiden Partys gefehlt. Michael Glos' Chef, Horst Seehofer, obwohl der am Tag der Berliner Feier auch in der Hauptstadt war.
Seehofer und Glos! Zu sagen, die beiden hätten sich nie verstanden, wäre untertrieben. Intimfeinde passt da schon besser. Im Jahr 2009 war Glos als Bundeswirtschaftsminister zurückgetreten. Seehofer hatte ihm zu diesem Zeitpunkt bereit - für alle deutlich erkennbar - die Unterstützung entzogen. Seinen Abschied aus dem Bundestag nutzt der Ex-Wirtschaftsminister jetzt für eine Abrechnung. Einer Abrechnung, der es nicht an Deutlichkeit fehlt.
Gleich zu Beginn des Spiegel-Interviews spricht Glos dem CSU-Parteivorsitzenden das Format zum Kanzler ab. Die CSU habe derzeit "leider keine so überragenden Persönlichkeiten" wie Franz Josef Strauß oder Edmund Stoiber, erklärt Glos. Strauß im Jahr 1980 und Stoiber 2002 sind mit ihren Kanzlerkandidaturen gescheitert. Auf einen Kanzler aus ihren Reihen warten die Christsozialen immer noch.
Hämisch und beißend kommentiert Glos Seehofers Aussagen, er habe von der Verwandtenaffäre nichts geahnt: "Offensichtlich ist er in Bayern nur 'allmächtig', aber nicht 'allwissend'."
Und wie war das mit den Abschiedsfeiern? Tatsächlich war Seehofer zu Glos' Berlin-Abschied nicht einmal eingeladen. Im Spiegel spottet Glos jetzt: "War er nicht eingeladen? Jedenfalls hätte er nicht gestört."