Ein Nerv war getroffen. 1989, im Jahr seines Erscheinens, entfachte der kleine Roadster eine nicht gekannt Hysterie unter Autokäufern. Early adopters boten hohe Summen für Grauimporte. Die neue Unkompliziertheit: Man durfte plötzlich wieder Freude haben, und die Autorevue war nicht mehr allein im Kampf ums Cabrio. "Zeitmaschinen: Legendäre Autos, die Geschichte machten" ist eine Kooperation von sueddeutsche.de und dem österreichischen Magazin Autorevue.
1989, das hieß auch: Am große Rad der Zeit gedreht. Und wir lenkten an den kleinen mit. "Dieses Auto trifft uns tief ins Herz. Es ist eine Erfüllung von Dingen, die wir uns nicht mehr zu formulieren getraut hätten: Offen. Speedy. Fancy. Erschwinglich. Klassisch. Einfach. Tauglich. Positiv. Es ist der Lotus Elan, MGB, Triumph TR4, Austin Sprite, Alfa Spider unserer Sehnsüchte. Und plötzlich kaufbar." So enthusiastisch begrüßte die Autorevue im Sommer '89 den Mazda MX-5. Was sonst noch geschah: Die Mauer wackelte und fiel. In Peking fällt die Armee über den Platz des Himmlischen Friedens her. Nicolae Ceaucescu und seine Frau werden hingerichtet. Der österreichische Formel-1-Fahrer Gerhard Berger erlitt in Imola den schwersten Unfall seiner Karriere.
Das freundliche Glubschen: Klappscheinwerfer hatten damals, anno 1989, noch Exotenbonus und zeichneten bis dahin nur erklärte Sportwagen aus. Doch man wurde mutiger: Später bot Mazda sogar den 323F mit Schlafaugen an. Übrigens: Das Dach wurde zurückgeworfen wie eine Pelerine, die Schaltung machte klack-klack.
Ungeschützte Werkstätte: Nein, Fräulein, hier werden Sie keine Mängel finden. Gebrauchte MX-5 werden bei Liebhabern hoch bewertet - ein kaputter Fensterheberknopf gehört zu den größeren Pannen. Allerdings kann es mit den Jahrzehnten zu Rahmenverrostungen kommen.
Drama des Rückblicks: Schaut einfach aus, ist aber Noh-Theater. Und weil sich die Japaner nie etwas leicht machen, mussten die Rücklichter aus jeder Position gleich dreinschauen - quasi den Betrachter verfolgen.
Wofür wir den Mazda MX-5 liebten: Alles war klar, stimmig, unkompliziert und genau am richtigen Platz zum Zweck reiner Freude.
Es gab es Scheibenbremsen an allen Rädern, Federbeine mit Schraubenfedern und doppelt wirkende Gasdruck-Stoßdämpfer für ordentliches Fahrverhalten des damals knapp unter einer Tonne wiegenden Zweisitzers. Mit seinen 115 PS aus vier Zylindern konnte er vielleicht Tempo 195 erreichen, aber darauf kam es nicht wirklich an.
Der damalige Ausstattungskatalog vermerkt stolz die elektronische Benzineinspritzung EGI, Fünfgang-Getriebe, Halogenscheinwerfer, Verbundglas-Scheibe, Intervall-Wischer, Leichtmetallfelgen sowie 3-Jahres-Garantien auf Technik und Lack.
Nein, es war noch keine Rede von ABS oder gar ESP. Heute gefahren, beginnt der Spaß im Ur-Miata sofort mit dem Gangeinlegen - der kurze Schaltstummel hat nichts von seiner 5-Zentimeter-Schaltweg-Prägnanz verloren, beim Scharfabbiegen lässt man automatisch das Heck ein wenig mitarbeiten, alles läuft ganz selbstverständlich ab, wenn auch die Armmuskeln etwas unwillig zurückgreifen in das Vor-Servo-Zeitalter. Nur das (Kassetten-)Radio mit den fiesen Mikromatik-Bedienknöpfchen bleibt abgedreht, die Rechte ruht am Hebelknauf, man übt wieder Zwischengas aus reiner Freude am Selbermachen.
Die Daten Motor, Antrieb Reihen-Vierzylindermotor, DOHC, 16V (Grauguss-Block, Alu-Kopf). Einspritzung L-Jetronic, 5-Gang-Getriebe, Heckantrieb. Hubraum 1598 ccm, Leistung 85 kW (115 PS) bei 6500 U/min, Drehmoment 135 Nm bei 5500 U/min. Fahrwerk Vorne und hinten Doppelquerlenker mit Schraubenfedern und Gasdruck-Stoßdämpfern. Zahnstangenlenkung. Vier Scheibenbremsen, vorne innenbelüftet. Reifen 185/60 R14. Karosserie Zweitüriger Roadster mit 2 Plätzen. -Leergewicht 955 kg, Zuladung 255 kg, Tank 45 Liter. L/B/H: 3948/1676/1224 mm. Fahrleistungen Spitze 195 km/h, 0-100 km/h in 8,7 sec. Verbrauch 6,1/7,8/9,6 Liter. Autorevue-Testverbrauch (1989) 8,5 l/100 km. "Zeitmaschinen: Legendäre Autos, die Geschichte machten" ist eine Kooperation von sueddeutsche.de und dem österreichischen Magazin Autorevue.