Weltumrundung mit der Earthrace:Neu-Start

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In einem zweiten Versuch will es Skipper Pete Bethune endlich schaffen, die Welt mit dem Motorboot Earthrace in 65 Tagen zu umrunden.

Stephan Bernhard

Pete Bethune klingt sehr müde, wenn er über sein großes Abenteuer spricht. "Ich will es endlich hinter mich bringen und dann zurück zu meiner Familie, zurück in mein normales Leben", bringt es der 42 Jahre alte Neuseeländer leise auf den Punkt. Bevor sich aber dieser Wunsch erfüllt, muss es Skipper Bethune jetzt im zweiten Anlauf schaffen, die Welt mit dem Motorboot in neuer Rekordzeit zu umrunden - 65 Tage sind das Ziel.

24 Meter misst das Rennboot, das von zwei Dieselaggregaten mit insgesamt 1080 PS vorangetrieben wird. (Foto: Foto: afp)

Das Ziel: 44.000 km in 65 Tagen

Am 29. März wollen der Skipper und seine dreiköpfige Crew erneut mit der Earthrace in See stechen. Ein Boot, das wie ein Raumgleiter aussieht, fast komplett aus Carbon besteht, Biodiesel tankt und mit zwei jeweils 540 PS starken Dieselmotoren auf bis zu 40 Knoten, umgerechnet rund 74 km/h, beschleunigen kann.

Ein Tempo, das der 24 Meter lange Trimaran während des Rekordversuchs nie erreichen wird. Denn sobald Bethune mit seiner Earthrace den spanischen Mittelmeerhafen Sagunto verlassen haben wird, fährt er nur mit halber Kraft, um Sprit zu sparen. Der Grund: Hohe Geschwindigkeiten bedeuten hohe Kraftstoffverbrauch und damit zusätzliche Tankstopps, die jeweils mehrere Stunden Zeit kosten.

"Dieses Rennen gegen die Uhr gewinnt oder verliert man nicht auf dem Meer, sondern in den Häfen", erklärt Bethune knapp. Nur zwölfmal will er auf der mehr als 44.000 Kilometer messenden Tour nachtanken und so sein 65-Tage-Ziel erreichen; der seit 1998 bestehende Rekord der Cable & Wireless, knapp 75 Tage, wäre dann gebrochen.

"50 Prozent", antwortet Bethune auf die Frage nach seinen Erfolgaussichten und fügt hinzu: "Vor einem Jahr lautete meine Antwort noch 90 Prozent, aber seitdem habe ich viel gelernt." Im März 2007 war der Neuseeländer zum ersten Rekordversuch gestartet und erlitt eine harte Niederlage. "Es war wie verhext", erinnert sich Bethune, "während der Vorbereitung lief alles wie geschmiert, dann fiel der Startschuss und sofort begannen die Probleme."

Zuerst löste sich eine Antriebsschraube auf, dann rammte die Earthrace nachts ein unbeleuchtetes Fischerboot vor der Küste Guatemalas - der Skipper saß zehn Tage im Gefängnis, bis die Untersuchungen abgeschlossen waren. Das Ende schließlich besiegelte ein zwei Meter langer Riss im Rumpf.

Nach diesen Erfahrungen erschienen Bethune ein Neustart und die Vorstellung, die Enge des Boots nochmals zu ertragen, zunächst unvorstellbar. Denn bequem ist die Earthrace nicht. Das Innere ist schwarz wie eine Gruft, da ein Anstrich der Carbonbauteile zusätzliches Gewicht bedeuten würde; es gibt keine Dusche und bei schwerer See gleicht der Ritt einer Achterbahnfahrt. Denn der spitz zulaufende Trimaran ist ein sogenannter Wave-Piercer: Bei stürmischer See gleitet die Earthrace nicht an der Oberfläche über die Wellenkämme, sondern taucht wie ein Torpedo durch die Wasserberge hindurch. So ist ein höheres Tempo möglich, für die Crew wird das dann aber zur Belastungsprobe. "Man kann nicht schlafen, nicht kochen, nur warten und hoffen, dass es bald vorbei ist", beschreibt Bethune das Bordleben.

Was ihn treibt, ist eine Vision: "Ich will Biotreibstoff weltweit bekannt machen; der Rekord ist dabei nur Mittel zum Zweck", erklärt Bethune, der für dieses Ziel sein Vermögen geopfert, sein Haus der Bank überschrieben und seine Familie seit drei Jahren kaum mehr gesehen hat. Man hört seiner Stimme an, wie viel Kraft das Projekt bisher gekostet hat und wie sehr er sich wünscht, nach Hause zurück zu kehren.

© SZ vom 15.03.2008/gf - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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