VW California:iPod auf Rädern

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Zum 60. Geburtstag des Bulli zeigt VW eine neue California-Generation in gleich drei trendigen Variationen. Die Freizeit-Fluchtautos haben mit ihrem Urahn nur noch wenig gemeinsam.

Joachim Becker

Es gab eine Zeit, zu der sind wir mit Fahrrad und Zelt in den Urlaub gefahren. Seitdem wissen wir, dass outdoor vor allem außerhalb des eigenen Bettes bedeutet. In durchregneten Nächten träumten wir vom süßen Schlummer in trockenen Federn - mithin von der ausziehbaren Liegefläche im VW-Bulli.

Im Vergleich zum alten VW-Bulli ist beim California Beach viel mehr Stauraum an Bord; ein Schienensystem an beiden Innenwänden trägt auf Wunsch zwei große Stofftaschen als flexible Kleiderschränke. (Foto: Foto: Hersteller)

Der hatte zwar die Trinksitten eines Alkoholikers, dafür aber wurde jede Einkaufstour für die nächste Party wie das Stauen von Proviant für eine Weltreise bestaunt. Das lässige Prestige des Weltenbummlers half nicht nur über die hohen Spritkosten, sondern auch über das immer enger werdende Berufs- und Familienleben hinweg. Das Campmobil vor der Tür zeigte ja, dass wir jederzeit weg konnten, wenn wir nur wollten. Wie oft davon Gebrauch gemacht wurde, ist eine andere Geschichte.

VW hat seine Palette der Freizeit-Fluchtautos in den vergangenen Jahren kontinuierlich ausgebaut. Jetzt, 60 Jahre nach dem ersten Bulli, feiert die Marke vom 5. bis 7. Oktober nicht nur ein großes Fest in Hannover, sondern zeigt auf dem Düsseldorfer Caravan Salon (25. August bis 2. September) auch, wohin die Reise künftig geht. Der California Ocean ist eine exklusive Studie zum Thema "Platz ist in der kleinsten Hütte": 40 Zentimeter mehr Radstand genügen, um aus dem T5 ein Reisemobil mit allem Komfort zu machen.

Dem Ruf der Wildnis begegnet der California Ocean mit Sitzgruppe und abgeschlossenem Sanitärraum; unter dem festen Hochdach mit klappbarem Doppelbett und Lattenrost stehen im Fond zirka neun Kubikmeter Raum zur Verfügung. Ein Volumen fast wie im Wohnmobil, das Platz für einen größeren Küchenblock schafft.

Natur? Schön und gut, aber vorher bitte Unterhaltung

Für den Durchschnittscamper gleichermaßen unerschwinglich dürfte der California NoLimit in der Trendfarbe Weiß sein. Wer 70.000 Euro für den iPod auf Rädern ausgibt, kann auf alles zurückgreifen, was das Reisen versüßt: Radio-Navigation, 30-Gigabyte-Musikplayer, Climatronic und ein mobiler Zehn-Zoll-Monitor als Bestandteil der Entertainment-Vollausstattung sagen viel über trendiges Freizeitverhalten aus. Natur? Schön und gut, aber auf dem Weg dahin wollen die Passagiere unterhalten sein.

VW California
:Die Freizeit-Fluchtmobile

VW hat seine Palette der Freizeit-Fluchtautos kontinuierlich ausgebaut. Jetzt, 60 Jahre nach dem ersten Bulli, kommen drei neue California-Modelle.

Wir nehmen unsere (Hör-)Gewohnheiten mit auf die Reise und erobern die Fremde nur so weit, wie die Füße die serienmäßigen Klappstühle tragen. Der Bewegungsradius wird hauptsächlich vom 2,5 Liter großen TDI mit 128 kW (174 PS) Leistung definiert; also bleibt man einfach in den Leder-Alcantara-Sesseln sitzen und erlebt die Welt wie ein auf die Fenster projiziertes Roadmovie.

Mehr auf Aktivurlaub abgestimmt ist der California Beach, dessen Preise bei 30.476 Euro beginnen. Das Allroundmobil beschränkt sich, ohne Küche, auf das Wesentliche: fahren und gut behütet schlafen. Im Vergleich zum alten VW-Bulli ist allerdings viel mehr Stauraum an Bord; ein Schienensystem an beiden Innenwänden trägt auf Wunsch zwei große Stofftaschen als flexible Kleiderschränke.

Auch ein Dachnetz lässt sich einklinken, in dem die Schlafsäcke mit einem Griff luftig verstaut sind. Der eher triste graue Stoffbezug der Sitze schreit geradezu nach einer Überdecke mit orientalischen Ornamenten. Oder man verwandelt die Rücksitze gleich in eine Transportfläche, auf der all die Sportgeräte Platz finden, ohne die sich kaum noch jemand ins Wochenende traut - die Entscheidung zwischen Surfbrett oder Fahrrad wird einfach an den Zielort verlagert.

Trendline-Ausstattung mit Motor-Dach für 10.000 Extra-Euros

Das Sowohl-als-auch hat beim California Methode, er will nützlich sein, ohne als träges Wohnmobil aufzufallen. Dem Wunsch nach Pkw-ähnlichem Fahrverhalten kommt der 128-kW-TDI am nächsten, zudem verfügt der Fünf-Zylinder-Diesel über einen serienmäßigen Partikelfilter. Dafür kostet dieser Freizeitspaß im California Beach mindestens 37.145 Euro, im California Trendline mit elektrisch betriebenem Aufstelldach noch einmal gut 10.000 Euro mehr.

In beiden Fällen ist nur das dröge Nutzfahrzeug-Cockpit an Bord. Wer hinterm Lenkrad mehr Stil zeigen will, kratzt selbst mit dem 75-kW-TDI Comfortline an der 50.000-Euro-Marke. Bei diesem Preis muss man viele Nächte im Auto schlafen, um die Kombination von Billigflug, Mietauto und Hotel zu schlagen. Im Flieger kann man aber nicht so viel mitnehmen, da ist der VW T5 als Nutzfahrzeug kaum zu schlagen.

© SZ vom 25.8.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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