Vor der nächsten Benzinpreis-Welle:Tröpfchen für Tröpfchen

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Durch bewusstes Fahren lässt sich der Verbrauch gut und gerne um zwanzig Prozent senken.

Klaus Justen

Es geht auf Ostern zu, die Benzinpreise werden in den nächsten Wochen wieder auf Rekordniveau klettern. Und die Autofahrer stehen machtlos vor den Preisschildern an den Zapfsäulen. Machtlos ja, aber nicht hilflos.

Frühjahrsputz: eine Tankstelle in Wentorf (Foto: Foto: dpa)

Wer seinen Fahrstil nur ein wenig ändert, kann glatt zehn, eher sogar 20 Prozent Treibstoff einsparen. Ganz nebenbei entlastet er auch die Umwelt.

Den richtigen Umgang mit dem Gasfuß kann man in Kursen lernen, aber auch auf eigene Faust in Angriff nehmen. Das Schöne dabei: Der Fahrspaß muss nicht einmal leiden.

Ohne Gas starten, dann stark beschleunigen

Schon beim Anlassen beginnt das Sparen: das Auto immer ohne Gas starten. Moderne Motorelektronik bringt den Motor mit wenig Sprit in Gang. Außerdem: Sitz, Spiegel und Lenkrad vor dem Start einstellen. Und natürlich den Gurt vor dem Dreh am Zündschlüssel anlegen.

Danach mit möglichst viel Gas beschleunigen. Denn dann ist die Drosselklappe weit geöffnet und der Motor kann frei (und sparsam) atmen. Der Fachmann nennt das Volllast-Betrieb. Am sparsamsten arbeitet ein Motor bei Volllast und wenig Drehzahl.

Also: mit viel Gas beschleunigen und dann möglichst früh hochschalten. Moderne Motoren vertragen niedrige Drehzahlen ohne Probleme. Wer schon unterhalb von 2000 Touren den höheren Gang einlegt und kräftig aufs Gaspedal tritt, spart am meisten. Wer den Motor mit wenig Gas auf hohe Touren bringt, verfeuert bares Geld.

Mit Tempo 50 im fünften Gang

Ist das Wunschtempo erreicht, dieses im höchstmöglichen Gang fahren. Nahezu alle Autos vertragen Tempo 50 im fünften Gang. Erst wenn der Motor zu ruckeln beginnt, ist es Zeit zurückzuschalten. Die Schubabschaltung nutzen! Einspritzer-Motoren kappen die Kraftstoffzufuhr, wenn der Fahrer vom Gas geht.

Dann bremst der Motor den Wagen ab, ohne einen Tropfen zu verbrauchen - erkennbar an der Verbrauchsanzeige des Bordcomputers (falls vorhanden). Die springt nämlich im Schiebebetrieb auf null. Wer dagegen auf eine rote Ampel zurollt und dabei auskuppelt, verbraucht so viel Sprit wie im Leerlauf.

An der Ampel oder Bahnschranke gilt: bei längeren Stopps den Motor abstellen. Eine Stunde Leerlauf kostet nämlich rund einen Liter Kraftstoff. Auch bei kürzeren Stopps senkt das Abschalten des Motors den Verbrauch. Das erneute Starten (ohne Gas!) schadet der Technik nicht. Allerdings: niemals während der Fahrt den Motor abschalten.

Gleiten statt hetzen

Man sollte unbedingt vorausschauend und gleichmäßig fahren. Beim Bremsen vernichtet man die Energie, die man beim Beschleunigen investiert hat. Also: nicht noch einmal überholen oder kräftig beschleunigen, wenn die rote Ampel, die scharfe Kurve oder die geschlossenen Bahnschranken schon in Sicht sind.

Gleiten statt hetzen: Die Devise stimmt und kostet kaum Zeit, spart aber Sprit und Nerven. Teilnehmer von Eco-Fahrtrainings fahren eine Strecke durch Stadt und Land einmal wie gewohnt und zum Schluss des Trainings im neuen Eco-Stil.

Und immer wieder stellen sie fest, dass 20 oder in Extremfällen sogar 40 Prozent Verbrauchsersparnis gerade einmal zwei oder drei Prozent mehr Fahrzeit bedeuten. Wenn überhaupt. Die Höchstgeschwindigkeit des Autos nicht nutzen. Die letzten Zentimeter Weg des Gaspedals bringen wenig, das Auto wird nur unwesentlich schneller.

Heckscheibenheizung, Sitzheizung, Zusatzscheinwerfer oder Klimaanlage nicht unnütz laufen lassen. Denn wenn die Lichtmaschine mehr Strom produzieren muss, hat der Motor mehr zu tun. Auch in der kalten Jahreszeit sollte man den Motor nicht warm laufen lassen.

Mal wieder aufräumen

Im Leerlauf kommt er nur langsam auf Betriebstemperatur und verbraucht immens viel. Besser: unverzüglich losfahren und behutsam die Drehzahl steigern. Nicht nur im Fahrverhalten, auch im Auto selbst steckt Sparpotenzial.

Eine kleine Aufräumaktion nach dem Winter schafft Ordnung und spart Gewicht - denn jedes Kilo mehr im Kofferraum schlägt sich an der Zapfsäule nieder. Auch wer den Dachgepäckträger über Wochen durch die Gegend fährt, verschenkt Sprit.

Regelmäßige Inspektionen sorgen dafür, dass die Technik so sparsam wie möglich arbeitet. Wer die Kosten scheut, sollte zumindest in den angegebenen Intervallen Zündkerzen und Luftfilter erneuern. Richtiger Luftdruck ist ebenfalls wichtig.

Sind die Reifen zu schwach aufgepumpt, erhöht sich ihr Rollwiderstand. Daher zumindest den vom Fahrzeughersteller empfohlenen Luftdruck einstellen. Besser ist es, die Reifen etwas stärker aufzupumpen. Das lässt die Reifen leichter abrollen und beeinträchtigen den Komfort nicht allzu sehr.

© SZ vom 29.3.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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