Tragschrauber in Brandenburg:Die Polizei hebt ab

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Brandenburg will als erstes deutsches Bundesland "Tragschrauber" regulär für den Polizeieinsatz nutzen - sie sind wesentlich billiger als Hubschrauber.

Zwei Jahre testete die Landespolizei in Brandenburg den doch etwas eigenartig aussehenden Tragschrauber (Gyrocopter). Schon damals hieß es: "Sollten sich die Tragschrauber im Test bewähren, könnten sie ein weiteres effektives Einsatzmittel der Polizei werden. Einsatzgebiete könnten neben der Verkehrsüberwachung der Einsatz im Rahmen von Fahndungsmaßnahmen und die Suche nach vermissten Personen sein", so Polizei-Inspekteur Jürgen Jakobs vor einem Jahr.

Fliegende Wächter: Tragschrauber im Polizeieinsatz (Foto: Foto: ddp)

Die Tests fielen so zufriedenstellend aus, dass jetzt ernst gemacht wird: Nach einem Bericht des Berliner Tagesspiegel will die Polizei die Tragschrauber einsetzen. Das habe Innenminister Jörg Schönbohm (CDU) zum Ende des Versuchs entschieden, schreibt die Zeitung. Der Innenausschuss soll heute darüber informiert werden. Das Fluggerät mit dem Namen Gyrocopter sei sicher, wird Schönbohm weiter zitiert, und für den Einsatz im ländlichen Raum prädestiniert. Es erleichtere die Arbeit, sei eine Ergänzung zu Funkstreifenwagen und Hubschraubern, bei denen die Flugstunde zudem 20 Mal teurer sei als beim Gyrocopter.

Schönbohm betonte dennoch, der Tragschrauber könne kein Ersatz für die Polizeihubschrauber sein. "Polizeihubschrauber sind ein sehr hochwertiges Einsatzmittel mit hochqualifizierten Eigenschaften bis hin zur Nachtflugfähigkeit. Deshalb halten wir selbstverständlich an unserer Hubschrauberstaffel fest."

Schönbohm will auch keine eigene Tragschrauberflotte für die Polizei anschaffen, sondern die Geräte samt Piloten von privaten Anbietern nach Bedarf anmieten. Ein Polizist soll dann jeweils als Co-Pilot mitfliegen. "Die Anmietung von Flugkapazitäten ist die wirtschaftlichere und sparsamere Alternative zu Kauf oder Leasing. Zudem bietet die Anmietung den Vorteil, dass in der Regel bei den beauftragten Unternehmen Tragschrauber der neuesten Technologie zur Verfügung stehen", erläuterte Schönbohm.

Bisher geplante Stützpunkte: Potsdam und Frankfurt/Oder. Ziel sei es, so Schönbohm, "dass die Gyrocopter über die Leitstellen der Polizei für Einsätze angefordert werden können." Eine endgültige Entscheidung über den Ankauf von Gyrocoptern will Schönbohm allerdings seinem Nachfolger überlassen - auch weil er im Herbst in Pension geht.

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Brandenburgs Polizei hatte die Tragschrauber in einem zweistufigen Test erprobt. In einer ersten Phase vom August bis Anfang Dezember 2007 waren grundlegende technische Eigenschaften und Flugeigenschaften wie Geschwindigkeit, Höhe, Reichweite, Witterungsabhängigkeit und Sicherheit sowie umfassende Funktests Gegenstand der Prüfung. Ferner standen einsatztaktische Aspekte auf dem Programm - darunter die Fähigkeiten zur Lokalisierung von Personen, Fahrzeugen und Objekten sowie zur Koordinierung von Bodenkräften. In der zweiten Testphase von Mai bis Ende September 2008 erfolgte eine umfassende Prüfung des Tragschraubers unter realen Einsatzbedingungen im Wach- und Wechseldienst sowie die Einbindung des Gerätes im Rahmen von Sondereinsätzen.

Bei dem Pilotprojekt wurden zweisitzige Maschinen des Typs Autogyro MT-03 eingesetzt, die von der Firma HTC / Autogyro in Hildesheim gebaut werden. Der MT-03 ist wahlweise mit einem 100 PS oder 115 PS-Motor ausgerüstet.

Tragschrauber gehören zu den Ultraleichtflugzeugen. Statt einer starren Tragfläche verfügen sie über einen Rotor, der aber nicht über einen Motor, sondern durch den 'Fahrtwind' in Rotation versetzt wird. Für den Vortrieb sorgt ein Propeller am Heck der Maschine.

© sueddeutsche.de/dpa/gf - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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