Technik: Honda Civic Hybrid:Milde Sorte

Lesezeit: 3 min

Hybridautos liegen mittlerweile in vielen Ländern voll im Trend. Nur die umweltbewussten Deutschen machen noch nicht so richtig mit: Derzeit fahren hier gerade mal einige tausend Hybride. Das will Honda mit dem Civic ändern.

Von Sebastian Viehmann

Der viertürige Honda Civic Hybrid ist mit 22.900 Euro (2.000 Euro mehr als der Benziner) der billigste Hybride auf dem deutschen Markt. Die Asiaten versprechen einen geringen Verbrauch von 4,6 Litern Super auf 100 Kilometern, weniger Schadstoffausstoß und eine günstige Versicherungs-Einstufung (VK 14).

Blick unter die Haube des Honda Civic Hybrid: Dort hat Honda einen 95 PS starken 1,3-Liter-Vierzylinder mit einem 20 PS starken Elektromotor vermählt. (Foto: Foto: Honda)

Aber sind solche Mini-Verbräuche wirklich realistisch, und bietet die Mischehe aus Sprit und Strom auch Fahrvergnügen? Wir haben den Test gemacht.

Ein attraktives Äußeres bringt der Civic durchaus mit. Auch die inneren Werte stimmen: Die Limousine bietet allen Passagieren reichlich Platz. Unter anderem gehören Klimaautomatik, Tempomat, Lederlenkrad, Radio mit CD-Wechsler, Nebelleuchten, Seiten- und Kopfairbags, ABS sowie ESP zur Serienausstattung.

Milde Sorte

Das Geheimnis steckt jedoch unter der Haube. Dort hat Honda einen 95 PS starken 1,3-Liter-Vierzylinder mit einem 20 PS starken Elektromotor vermählt. Damit liegt die Realleistung auf dem Niveau eines herkömmlichen 1,6-Liter-Motors. Die Kraft überträgt Hondas stufenloses CVT-Automatikgetriebe.

Der Civic gilt als "Mild Hybrid". Das heißt: Das Benzintriebwerk wird vom E-Motor in jeder Fahrsituation unterstützt. Einzige Ausnahme ist eine langsame Konstantfahrt bei ca. 40 km/h. Bei der schalten sich alle vier Zylinder ab und der Elektromotor übernimmt den Antrieb komplett.

Beim Starten und Beschleunigen sind beide Antriebsarten aktiv. Wird der Wagen langsam oder bremst er, lädt der Generator, der zwischen Motor und Getriebe sitzt und direkt auf die Kurbelwelle wirkt, die Batterie wieder auf. Bei diesem "Schiebebetrieb" mit sinkender Geschwindigkeit werden gleichzeitig die Ventile aller Zylinder geschlossen und die Benzinzufuhr abgeschaltet.

1000 Kilometer Reichweite

Beim Warten an der Ampel schaltet sich der Motor automatisch aus. Lässt man die Bremse los, zeigt ein leichtes Rütteln, dass der Vierzylinder wieder anspringt. Der Civic läuft bei niedrigen Geschwindigkeiten sehr leise und harmonisch. Der Wechsel zwischen beiden Antrieben ist innen weder zu spüren noch zu hören. Ob gerade mehr Strom oder mehr Sprit verbraucht wird, kann der Fahrer jedoch über eine Digitalanzeige neben dem Drehzahlmesser erkennen. Eine Batterieanzeige informiert darüber, wie viel "Saft" noch zur Verfügung steht.

Bildstrecke
:Honda Civic Hybrid: Milde Sorte

Aktuelle Nachrichten, Informationen & Bilder zum Thema.

Wer wirklich sparsam unterwegs sein will, darf das Gaspedal nur streicheln und sollte immer in Drehzahlbereichen unterwegs sein, in denen der Elektromotor hilft. Ein Verbrauch von weniger als vier Litern ist durchaus möglich. Allerdings kommt beim Dahintrotten mit stetem Blick auf die Verbrauchsanzeige schnell die Angst auf, ein Verkehrshindernis zu sein. Belohnt wird man immerhin mit dem guten Gefühl, dass sich bald Spinnweben am Tankstutzen breit machen - bei gut 1000 Kilometern Reichweite muss man da nur selten ran.

Den ersten handfesten Ehekrach unterm Blech gibt es allerdings auf der Autobahn. Zwar hat der Civic eine Höchstgeschwindigkeit von 185 km/h und beschleunigt in 12,1 Sekunden von Null auf 100. Das tut er jedoch so lautstark, dass man sich einen überfälligen Gangwechsel wünscht. Bei hohem Tempo verlässt zudem der Elektromotor die eheliche Gemeinschaft, weil bei zunehmenden Drehzahlen sein Wirkungsgrad sinkt bzw. die Batterie schnell entladen wird. Der Civic ist dann ganz auf den Benzinmotor angewiesen, der mit einem maximalen Drehmoment von 123 Nm nicht eben üppig bestückt ist. Vollgasfahrten und häufiges Beschleunigen sind tabu, wenn man den Verbrauch nicht auf - immer noch erträgliche - sieben Liter steigern möchte.

Vernunftehe

Stärker als der Mehrverbrauch mindern allerdings die Geräuschkulisse und der fehlende Biss des Motors beim Überholen das Vergnügen am zügigen Reisen. Die Automatik lässt sich immerhin in einen S-Modus schalten, in dem es eine Spur sportlicher zugeht. "In der Ruhe liegt die Kraft" - dieses Motto sollte trotzdem bei jeder Überlandfahrt im Vordergrund stehen. Der serienmäßige Tempomat hilft, die Nerven zu schonen.

Schmetterlinge im Bauch gibt es nicht - der Hybrid ist eine Vernunftehe. Wer vor allem im Stadtverkehr unterwegs ist, wird sich daran nicht stören. Denn dort kann der Civic seine Vorteile voll ausspielen. Mit 109 Gramm pro Kilometer ist sein CO2-Ausstoß zudem extrem niedrig. Aufs Jahr gerechnet, ergibt das etwa eine Tonne weniger CO2-Emissionen als bei einem herkömmlichen 1,6-Liter-Motor.

Das 55 Kilogramm schwere Batteriepaket ist in der Lehne der Rücksitzbank untergebracht. "Wir schätzen, dass die Batterie mindestens acht Jahre beziehungsweise 160.000 Kilometer ohne Probleme übersteht", sagt Honda-Entwickler Thomas Brachmann. Der Hersteller gewährt jedenfalls acht Jahre Garantie auf alle Hybrid-Komponenten und drei Jahre Mobilitätsgarantie.

Pläne, auch stärkere Motoren wie einen Sechszylinder zu hybridisieren, gebe es zur Zeit nicht, sagt Brachmann. "Dafür bräuchte man einen völlig neuen Antriebsstrang."

Das Fernziel sei ohnehin die Entwicklung der Brennstoffzelle. Da diese aber bei allen Herstellern noch lange auf sich warten lässt, soll zunächst der Civic Lust auf alternative Antriebe machen.

© sueddeutsche.de/Pressinform - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: