Mazda CX 5 Skyaktiv:Mazda mutiert den Motor

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Mit geänderter Verdichtung und leichterer Bauweise bringen die Japaner den Benzinern und Diesel eines bei: extremes Sparen.

Joachim Becker

Angriff auf den Marktführer: Auf der IAA im September wird Mazda den neuen CX-5 gegen den VW Tiguan in Stellung bringen. Der kompakte SUV aus Japan hat als Studie Minagi bereits auf dem Genfer Automobilsalon für Aufsehen gesorgt, nicht zuletzt mit ihrem Leichtbau-Konzept. Der große Viertürer mit rund 4,5 Meter Länge soll weniger als 1,5 Tonnen wiegen - ein Traumwert für dieses Format. "Mit dem CX-5 haben wir in allen Bereichen das konventionelle Maß gesprengt", sagt Kiyoshi Fujiwara, der die Entwicklung der neuen Skyaktiv-Antriebe geleitet hat: "Der CO2-Ausstoß wird beim Diesel mit manuellem Getriebe unter 120 Gramm pro Kilometer liegen." Ein Normverbrauch von weniger als 4,4 Liter Diesel wäre für ein SUV mit 150 PS sensationell niedrig.

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Mazda tanzt mal wieder aus der Reihe: Alle setzen auf kleine Turbomotoren, die Japaner perfektionieren lieber die Verdichtung. Das soll nicht nur Mazda, sondern auch den Fahrern beim Sparen helfen - die ersten Fahreindrücke.

Bis 2015 will Mazda den Kraftstoffkonsum über die gesamte Flotte hinweg um 30 Prozent gegenüber 2008 senken. Wer glaubt, dass solche Fortschritte mit hohem technischem Aufwand verbunden sein müssen, erlebt zumindest mit den neuen Skyaktiv-Benzinern eine Überraschung. Gegen den Mainstream verzichten die Ingenieure auf teure Turbotechnik und Downsizing.

Stattdessen sparen sie Sprit mit einem extrem hohen Verdichtungsverhältnis von 14:1. Großserienbenziner verdichten für gewöhnlich mit 10:1, um eine unkontrollierte Selbstentzündung des Benzins zu vermeiden. Nur in Rennmotoren wird das Gemisch auf 14:1 komprimiert.

Vorteil der hohen Verdichtung: Mit jedem zusätzlichen Punkt über 11:1 hinaus verbessert sich der Kraftstoffverbrauch im Teillastbereich um jeweils rund fünf Prozent. Tatsächlich sollen die neuen Mazda-Benzindirekteinspritzer um 15 Prozent sparsamer sein als der bisherige Zweiliter-Saugrohreinspritzer. Mehrlochinjektoren und neu geformte Hohlkolben wirken dem schädlichen Klopfen entgegen, indem sie die Verbrennung beschleunigen.

Ein 4­2­1 Abgassystem wie im Motorsport senkt zudem die Temperatur im Zylinder, weil weniger heiße Abluft zurückgesaugt wird. Ob all diese Maßnahmen genügen, um die Brennraumtemperaturen im Rahmen zu halten?

Im Rennsport werden Kolben und Ventile bei Volllast durch zusätzlichen Sprit gekühlt. Auch die ersten Serienturbos wurden bei hohem Autobahntempo zu Säufern. Dauertests müssen zeigen, ob sich die Skyaktiv-Benziner dort ebenfalls einen Extraschluck gönnen.

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Auch der neue Skyaktiv­D stellt einen Rekord auf: Er besitzt mit 14:1 das derzeit wohl niedrigste Verdichtungsverhältnis eines Dieselmotors. Die allermeisten Selbstzünder steigern mit mehr als 16:1 den Wirkungsgrad, handeln sich damit aber relativ hohe Stickoxidwerte ein. Der neue Mazda-Diesel soll durch die niedrige Verdichtung die Euro-6-Norm ohne zusätzliche Abgasnachbehandlung erreichen: Ein Harnstoffsystem oder DeNox-Katalysator mit hoher Edelmetallbeladung würde den Preis der teuren Selbstzünder weiter nach oben treiben. Dafür garantieren nachgeschaltete Systeme, dass die Emissionen auch unter Volllast gering bleiben.

Statt in eine zusätzliche Abgasnachbehandlung investiert Mazda lieber auf der Einlassseite: Selbst dem eingangs genannten 150-PS-Einstiegsdiesel im CX-5 spendieren die Entwickler eine zweistufige Turboaufladung. Zusammen mit den Spareffekten der hochpräzisen Piezo-Injektoren und der reduzierten Reibung sinkt der spezifische Verbrauch gegenüber dem Vorgängermotor um mehr als 20 Prozent.

Nachteil eines Diesels mit niedriger Verdichtung sind die schlechten Kaltstarteigenschaften. Mazda setzt deshalb stärkere Glühkerzen und variable Auslassventile ein. In der Warmlaufphase können heiße Abgase wieder eingesaugt werden, um die Temperatur im Zylinder um 60 Grad zu steigern.

Bisher blieb die zweistufige Turboaufladung ein exklusives Extra für die Top-Diesel deutscher Anbieter: Der kleine Turbolader ermöglicht ein schnelles Ansprechen zum Anfahren. Bei höheren Leistungen sorgt der zugeschaltete große Lader für eine optimale Drehmomentausbeute. Der aufwendig geregelte Abluftstrom ist auch bei Mazda ein Garant für Fahrspaß. Vom Übergang zwischen den beiden Ladern ist nichts zu bemerken. 420 Nm Drehmoment ab 2000 Umdrehungen lassen auf der ersten Ausfahrt keine Wünsche offen.

© SZ vom 14.6.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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