Kuba will Yachten:Eine Insel setzt Segel

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Kuba hofft auf politische Entspannung und will 24 neue Marinas bauen. Auch das Chartergeschäft nimmt zu.

Klaus Bartels

Wenn Commodore José Miguel Diaz, Chef des Clubs Nautico International Hemingway de Cuba, an die Jahre vor 1962 denkt, glänzen seine Augen. Denn seinerzeit, vor der Kubakrise und dem von den USA verhängten Reiseverbot von US-Bürgern nach Kuba, war seine Marina einer der beliebtesten Anlaufhäfen von US-Yachteignern in der Karibik. Auch Ernest Hemingway fuhr häufig von Havanna aus zum Fischen aufs Meer - zur Erinnerung an den Schriftsteller trägt die Marina heute seinen Namen.

Ruhe vor dem Ansturm: Noch findet im Hafen des Club Nautico nahe der kubanischen Hauptstadt Havanna jeder Skipper einen Liegeplatz. (Foto: N/A)

Die Inselhauptstadt Havanna als Magnet

Als die Amerikaner ausblieben, ging es bergab mit der Marina in Kubas Hauptstadt Havanna. Erst 1992, als der privat organisierte Club Nautico International Hemingway gegründet und als einzige nichtstaatliche kubanische maritime Organisation die Verwaltung über den großzügigen Sportboothafen mit seinen vier langen, kanalartigen Becken übernahm, wurde der Hafen langsam wieder zur Vorzeigemarina. Commodore Diaz und seine kubanischen Mitstreiter setzten dabei auf Devisen, denn: Der Club nimmt im sozialistischen und devisenarmen Kuba durch die Erlaubnis, Mitglieder aus dem Ausland aufnehmen zu dürfen, eine Ausnahmestellung ein. Es gebe mittlerweile 1800 Mitglieder aus 46 Nationen, sagt Commodore Diaz nicht ohne Stolz.

Es gibt derzeit noch viel Platz im Club Nautico von Havanna - so viel, dass der Commodore noch nie Liegeplatzwünsche absagen musste, auch nicht, wenn ab und zu Kapitäne von Superyachten nach freien Plätzen fragen. Mit einem Tiefgang von knapp über fünf Meter eignet sich die Marina auch für größere Yachten und von denen kommen von Jahr zu Jahr mehr.

Es ist vor allem die nahe historische Innenstadt der Zwei-Millionen-Stadt Havanna, die, so der Hafenchef, "magnetische Wirkung auf die Skipper hat". Ein Pfund, mit dem der Commodore in Zukunft verstärkt wuchern will und dadurch auf erheblich mehr ausländische Gäste hofft: "Es gibt zwar viele andere schöne Inseln in der Karibik, aber nur ein Havanna." Und wie er setzen viele Kubaner darauf, dass der nächste Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika Barack Obama heißt, sich in der Folge dann die politische Situation zwischen Kuba und den USA entspannt und die amerikanischen Bootseigner zurückkommen werden.

Nicht nur José Miguel Diaz geht davon aus, dass dann im Jahr bis zu 70.000 US-Yachten die Insel besuchen werden - was aber die Kapazitäten der zurzeit 15 Hafenanlagen für Sportboote völlig überfordern würde. "Wir sind jedoch darauf vorbereitet", sagt der Commodore fast trotzig und verweist auf detaillierte Pläne zum Bau von 24 weiteren Marinas mit mindestens 1200 neuen Liegeplätzen. Diese Sportboothäfen sollen rund um die Insel mit ihrer Küstenlänge von 5700 Kilometer entstehen.

Zurzeit spielt der Wassersport in dem langsam wachsenden Tourismusbetrieb der größten Karibikinsel eine noch untergeordnete Rolle und konzentriert sich überwiegend auf der Westseite Kubas; Zentrum ist die Hafenstadt Cienfuegos. Dort gibt es die bisher einzigen beiden Charterbasen für Segelyachten im sozialistischen Kuba, die nur von ausländischen Touristen gemietet werden dürfen.

Die Zeit blieb vor 50 Jahren stehen

Die knapp 40 Yachten werden während der Saison von November bis April gut gebucht, denn Kuba spiegelt ein Stück Karibik wieder, in der die Zeit vor 50 Jahren stehengeblieben zu sein scheint. Besonders im Westen, dort wo die Chartercrews starten, gibt es ein besonders reizvolles Segelrevier mit jeder Menge vorgelagerter kleiner Inseln. Darüber hinaus schirmt die Westseite von Kuba vor den vorherrschenden nordöstlichen Passatwinden ab und gilt deshalb als ein sicheres Segelrevier.

"Die Nachfrage nach Charteryachten in Kuba nimmt zu", beobachtet Jochen Eschenburg, Chef der Hamburger Charteragentur Scansail. Er ist sicher, dass der Charterbetrieb rund um die größte Karibikinsel stark wachsen wird. Und dass Kuba eine große Zukunft als Wassersportland hat, glauben auch die Veranstalter der Bootsmesse Interboot in Friedrichshafen: Sie haben für die diesjährige Messe, die vom 20. bis 28. September läuft, Kuba als Partnerland gewählt.

© SZ vom 28.6.2008/gf - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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