Jubiläum: Opel Kapitän P 2,5:Der "Schlüsselloch"-Kapitän

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Vor 50 Jahren kam er auf den Markt: der Opel Kapitän P 2,5. Dank seines Rücklichts hatte er schnell seinen Spitznamen weg.

Rüsselsheim, 1958. Die Hula-Hoop-Welle schwappt als Vorreiter der Fitnessbewegung aus den USA nach Europa, Elvis Presley kommt als Soldat nach Deutschland und versetzt die Jugend in Wallung. Während sich die Teens und Twens in Jeans, Lederjacke und Petticoat auf dem Motorroller zum nächsten Tanzschuppen aufmachen, feiert vor genau 50 Jahren ein mondänes Auto mit amerikanischen Flair seine Premiere: Ab Juni rollt der Opel Kapitän P 2,5 vom Band und trifft mit seinem kraftvollen und eleganten Design genau den Zeitgeschmack. In nur einem Jahr werden 34.842 Exemplare gebaut.

Der Spitznamen-Geber: das Rücklicht in Form eines Schlüssellochs (Foto: Foto: Opel)

Die Eleganz einer vergangenen Welt

Panoramascheiben, Heckflossen und Zweifarben-Lackierungen bestimmen Ende der 50er Jahre die Automobilwelt. Dieser Linie folgend erhält der neue Kapitän ein gestrecktes, modernes Aussehen, mit nach hinten leicht abfallender Dachpartie, die den viertürigen amerikanischen Coupés ähnelt. Der üppig verchromten Frontpartie und der markant geschwungenen Stoßstange folgen in gerader Linie die Kotflügel. Weit herumgezogene Panoramascheiben integrieren den Dachaufbau in das Gesamtbild.

Zugleich verbessern sie die Sichtverhältnisse enorm: So hat der Fahrer nach vorne nun einen Sichtwinkel von 103 Grad. Chromleisten untergliedern die Seitenteile, die in abgerundeten Heckflossen münden. In den Flossenenden eingebettet liegen die Rückleuchten mit der charakteristischen Form eines Schlüssellochs. Dieser Tatsache verdankt das gut 4,70 Meter lange Opel-Topmodell auch seinen Spitznamen - schnell ist es als "Schlüsselloch"-Kapitän bekannt und geht unter diesem Namen in die Geschichte ein.

Opel macht es seinen Kunden damals nicht einfach - sie haben die Qual der Wahl: Zu elf einfarbigen und 23 zweifarbigen Außenlackierungen kommen beim normalen Kapitän fünf und bei der "L"-Version (Luxus) acht verschiedene Polsterkombinationen. Das ergibt insgesamt 139 unterschiedliche Farb- und Stoffkombinationen ...

Mit dem Petticoat zur Party: Das Design des neuen Kapitän traf den Zeitgeist der ausgehenden 50er Jahre ziemlich gut. (Foto: Foto: Opel)

Um die Fahrt mit dem Kapitän noch angenehmer zu machen, kann der Wagen zusätzlich mit Frischluft-Kurbeldach und Overdrive-Getriebe ausgestattet werden. Das sogenannte "In die Knie-Gehen" des Fahrzeugs bei starkem Bremsen wird durch das "Antidive"-Prinzip wirksam ausgeschaltet, ermöglicht durch die Weiterentwicklung der Vorderachse.

Doch nicht nur auf Komfort und Variantenreichtum legen die Opel-Konstrukteure bei dem 59 kW/80 PS starken Spitzenmodell Wert, die Passagiere sollen sich vor allem sicher fühlen. So geht der neue Kapitän P 2,5 mit verbesserten Bremsen und einer genaueren Lenkung an den Start. Der tiefere Fahrzeugschwerpunkt und der vergrößerte Radstand sorgen für geringere Kurvenneigung und mehr Fahrstabilität. Um die kleinsten Mitfahrer davor zu bewahren, dass sie bei einem Tempo bis zu 142 km/h nicht versehentlich die Türen im Fond öffnen können, ist erstmals eine "Kindersicherung" einstellbar.

Auch das gab's einst: Lob für Opel

"'Sicherheit zuerst' hieß diesmal der Grundsatz in Rüsselsheim. Dass dabei Komfort und Eleganz nicht zu kurz kommen, versteht sich bei Opel von selbst", resümiert 1958 das Hamburger Echo. Auch sonst ist die Presse vom neuen Opel-Flaggschiff begeistert. Die Main-Post aus Würzburg schreibt: "Ein neuer 'Kapitän' geht auf die Reise. Die Rüsselsheimer gaben ihm alles mit, was er brauchte - eine Freude für die Augen und mehr als das..." Und die ADAC-Motorwelt spricht gar von der "repräsentativen Visitenkarte des Rüsselsheimer Werkes, nicht nur für Deutschland, sondern für Europa, ja für die Welt..."

Heute ist der "Schlüsselloch"-Kapitän ein Liebhaberstück: Nur noch rund drei Dutzend zugelassene Raritäten sind auf Deutschlands Straßen unterwegs.

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