IAA 2009:Mobilität in den Zeiten des Abspeckens

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In Frankfurt/Main beginnt die 63. Internationale Automobil-Ausstellung - mit weniger Herstellern und kleineren Ständen. Im Mittelpunkt stehen neue Antriebe.

Jörg Reichle

Leistungsschau in unsicheren Zeiten: Wenn an diesem Donnerstag in Frankfurt/Main die 63. Internationale Automobil-Ausstellung (IAA) beginnt, kündigt der veranstaltende Verband der Automobilindustrie (VDA) zwar stolz an, die Messe zeige sich trotz Krise stabil. Dennoch werden die Bremsspuren der Branche deutlich zu sehen sein. Fast 300 Aussteller weniger als auf der letzten Messe 2007 sind vertreten (753 statt 1046) und einige Autohersteller haben ihre früher pompösen Stände zum Teil drastisch verkleinert. Nissan, Honda und Mitsubishi bleiben der Messe gleich ganz fern.

Was die Messe für Besucher dennoch interessant macht, ist der technische Umbruch, der sich derzeit in der Autoindustrie abzeichnet. 82 Weltpremieren sind angekündigt, allein 42 davon stammen aus den Werken deutscher Produzenten. Neben den traditionellen PS-Protzen wird eine bisher nicht gekannte Anzahl von Ein-, Zwei- und Dreiliter-Autos stehen - oft noch als Studien fern der Marktreife, ganz oder teilweise elektrisch angetrieben.

Andere Modelle sind dagegen bereits auf dem Sprung in die Verkaufsräume. So zeigt beispielsweise Mercedes auf der IAA sowohl den neuen, 571 PS starken SLS mit Flügeltüren (siehe Artikel oben) als auch die Studie S 500 Plug-in Hybrid, die sowohl Superbenzin als auch Strom aus der Steckdose tankt. Die bis zu 250 km/h schnelle Luxuslimousine soll nur noch 3,2 Liter Treibstoff auf 100 Kilometer verbrauchen. Dagegen nimmt sich das neue T-Modell der E-Klasse geradezu bürgerlichbieder aus.

Auch bei Audi fährt man zweigleisig. So hat in Frankfurt der atemberaubende R8 Spyder Premiere, flankiert von Sparmodellen wie dem A3 mit neukonstruiertem 1,2-Liter-TFSI-Motor, einem Vertreter der aktuellen Downsizing-Strategie, die auf gleiche Leistung bei weniger Hubraum setzt. Bei Audi-Konkurrent BMW, wo man mit dem Marketing-Begriff EfficientDynamics frühzeitig versuchte, die Freude am Fahren mit einer gewissen nachhaltigen Mobilität zu verknüpfen, dürfte vor allem die Studie Vision EfficientDynamics (die SZ berichtete) Aufmerksamkeit erregen - ein Leichtbausportwagen mit Dreizylinder-Turbodiesel und Full-Hybrid, der angeblich 50 Kilometer rein elektrisch fahren kann. Im real existierenden Autoleben wird aber wohl eher der neue Fünfer GT eine Rolle spielen (Fahrbericht nächste Seite), mit dem die Bayern wieder mal frühzeitig eine Marktnische besetzen wollen.

Neben den deutschen Premiumherstellern, die in Frankfurt sichtlich bemüht sind, ihre Kompetenz nicht nur in Sachen Hochleistung darzustellen, bieten aber auch die Volumenhersteller Neues. Bei Opel wird die neue Astra-Generation im Mittelpunkt stehen und bei Volkswagen gibt man sich diesmal besonders umweltbewusst. Dort breitet man bis zuletzt den Mantel der Geheimhaltung über eine neue Design-Studie. Das als "Einliter-Auto" apostrophierte Gefährt, ein schmales Leichtbau-Konstrukt mit zwei hintereinanderliegenden Sitzen, wird flankiert von der Elektrovariante des Up!, der eine neue Familie von Kleinwagenmodellen einläuten soll.

Die Übernahme von Porsche durch die Wolfsburger wird in Frankfurt noch keine Auswirkungen zeigen: Der neueste 911 Turbo entstand noch unter Zuffenhausener Regie.

© SZ vom 14.9.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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